Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- 2018 Innovators: Beispiele von Fortschritt in der Lehre
- Fragen kanadischer Studierender an ihre Hochschulleitungen
- Ist das University of North Carolina System „unregierbar”?
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit einem Special Report des Chronicle of Higher Education zu Fortschritten in der Lehre und mit jüngst im Academica Forum veröffentlichten Fragen von Studierenden an kanadischen Hochschulen an ihre jeweiligen Hochschulleitungen. Wir werfen zudem einen Blick auf den bevorstehenden Rücktritt von Margaret Spellings von ihrer Position als Präsidentin des Hochschulsystems University of North Carolina und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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2018 Innovators: Beispiele von Fortschritt in der Lehre
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In einem „Special Report” von insgesamt neun Beiträgen befasst sich der Chronicle of Higher Education mit der Frage „What drives change in the classroom?”
Seit drei Jahren gäbe es etwa an der Ohio University einen sog. „Academic Innovation Accelerator”, dessen Innovationsquell ein in jedem Herbst durchgeführtes „Ideation Event” sei, auf dem mit bewusst niedrig angesetzten Hürden Ideen zur Verbesserung der Lehre diskutiert würden. Diesen Ideen könne dann mit Hilfe einer Investition seitens der Hochschule nachgegangen werden. Es heißt: „Working with a four-year grant from the university of $924,000, the accelerator makes project managers available to help shepherd ideas, along with some money for expenses like technology improvements or faculty stipends.” Dass nicht jede Idee auch eine gute Idee sei, nähme man dabei bewusst in Kauf und beschränke die Ideenfindung nicht nur auf das Geschehen in Seminarräumen: „Those proposed so far include experimenting with courses taught at and about off-campus sites, encouraging civil discourse on the campus, and exploring whether there’s enough interest in e-sports to add video-game teams to the athletics program.” Die vermutlich folgenreichsten Innovationen an Ohio University drehten sich vor allem um sog. „Microcredentials”, also die Anerkennung bzw. Zertifizier
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kleiner und kleinster Portionen aus dem Curriculum und von Fähigkeiten, die nicht in traditionellen Lehrplänen stünden.
An Purdue University habe man bereits 2011 damit begonnen, durch einen Kurs für Hochschullehrer mit dem Titel „Instruction Matters: Purdue Academic Course Transformation (Impact)” denjenigen auf die Sprünge zu helfen, die nicht so genau wüssten, warum ihre jeweiligen Studierenden nicht aktiv und engagiert am Unterricht teilnähmen. Da gäbe es häufig leicht zu identifizierende Gründe, die abzustellen dann auch nicht mehr so schwierig sei. Es heißt zum bisherigen Erfolg von Impact: „The university estimates that 528 courses, including several with large enrollments (...), have been redesigned.”
An der texanischen Rice University habe man für die Fälle, wo die Wege für eine Verbesserung des Unterrichts nicht ganz so offensichtlich seien, zumindest eine Hürde für eine wissenschaftliche Erforschung der Probleme senken können. Weil die Beantwortung derartiger Fragestellungen oft Datenerhebung an Studierenden erforderten, seien häufig abschreckend hohe regulatorische Hürden zu überwinden gewesen, die man aber nun mit einer Rahmenregelung überwindbarer gemacht habe.
Am Center for Teaching and Learning der University of Alabama in Birmingham habe man derweil auch eine Antwort auf das Problem gefunden, dass Hochschullehrer selbst in der Regel viel zu beschäftigt seien, an Seminaren zur Verbesserung ihrer Lehre teilzunehmen. Man folge dort der Einsicht, dass selbst vielbeschäftigte Menschen immer noch Zeit für Spiele fänden und man habe durch eine „gamification” des Center-Angebots die Nachfrage deutlich erhöhen können.
An der Baldwin Wallace University lege man gesteigerten Wert auf Auslandserfahrungen für die Studierenden und habe eingesehen, dass der Schlüssel hierfür die bessere Einbeziehung von Alumni und Fakultätsmitgliedern sei. Als Teilnehmerin eines vom Institute for International Education aufgelegten Programms zur Verdopplung der Studierendenzahlen mit Auslandsaufenthalten habe die Hochschule den Kontakt zu einer internationalen Alumna der Hochschule aufgenommen und ein Netzwerk in ihrem Heimatland aufgebaut, das nun Früchte trage.
Der Schlüssel zu erfolgreicher Lehre liege schließlich in der Anpassung an das, was die Studierenden wollten. Hier seien vor allem die Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten zu berücksichtigen. Es heißt: „The cohort that arrives on campus in the 2020s will be more racially and ethnically diverse, and will include more first-generation and low-income students than any other group of undergraduates previously served by American higher education. And all of those recent high-school graduates will hail from Generation Z, a group with different expectations than those of the millennials.” Sich an die verändernden Wünsche und Bedürfnisse anzupassen, erfordere ein Verständnis ihrer Verschiedenheit, die aber auf der anderen Seite durch geeignete „Survey Tools” leicht nachzuzeichnen sei. Man müsse verschiedene Konzepte für die verschiedenen Gruppen bereithalten, die einem künftig an Hochschulen begegneten. Als eine grobe Einteilung bietet der Autor des Beitrags die folgenden Typen von künftigen Studierenden an: „traditional learner, hobby learner, career learner, reluctant learner und sceptical learner”.
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Fragen kanadischer Studierender an ihre Hochschulleitungen
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Das kanadische Academica Forum berichtet in zwei Beiträgen von einer Umfrage unter 1.400 Studierenden des Landes zu ihren möglichen Fragen an die Führung ihrer jeweiligen Hochschule. Die Umfrage sei dabei der Einsicht gefolgt, dass, obgleich Studierende und Hochschulleitung kaum Zeit miteinander verbrächten, ein gegenseitiges Verständnis für das Gedeihen einer Universität von grundlegender Bedeutung sei.
Ein erstes und vermutlich nicht so überraschendes Ergebnis der Umfrage sei, dass Studierende, die mit Hochschulverwaltungen interagierten, von diesen einen deutlich positiveren Eindruck hätten als Studierende, für die Verwaltung ein eher abstrakter Begriff sei.
Die erste von den Studierenden in der Untersuchung aufgeworfene Frage betreffe einen vermuteten „fairen Preis” von Hochschulbildung. Sie werde seitens der Hochschulleitung gerne in eine etwas andere Richtung, nämlich in Richtung von Angemesseneit gelenkt. So wird ein Provost mit den Worten zitiert: „The word ‘fair’ is misleading: it would be better to say ‘appropriate,’ I think. That said, there are many ways to determine it: what society can afford, for example, or what individuals can afford in light of the benefits to both; what the market will bear; what it costs to offer the necessary programming, etc. None of these will satisfy everyone!”
Studierende hätten in der Regel nur eine vage Vorstellung, von was Führungskräfte an Hochschulen an Werktagabenden müde geworden seien. Ihnen gibt ein Provost zu denken: „As a provost, in charge of the academic operations and student success services, I help to facilitate the work of people whose job it is to work on behalf of students; I try to remove obstacles to progress so that our services to students (whether academic or supporting) are of the highest quality possible.”
Eine weitere Frage der Studierenden beziehe sich auf Grundlagen zur Entscheidungsfindung bei der Profilbildung von Hochschulen, die der Präsident eines Colleges mit den schlichten Worten beantwortet: „Our Provincial Mandate and feedback from industry.”
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Im zweiten Teil der Umfrage wollen Studierende eine Antwort auf die Frage, warum Gehälter für Führungspositionen an Hochschulen so hoch sein müssten, wie sie seien. Die Antworten argumentieren im wesentlichen mit der Angemessenheit der Vergütung angesichts der Arbeitsbelastung und Verantwortung für Budgets in oft dreistelliger Millionenhöhe und mit den Marktpreisen, die für die wenigen geeigneten Kandidaten für Führungspositionen aufgerufen würden. Eine der Antworten ergänzt darüber hinaus, dass die gesetzlich geforderte Transparenz zu den Gehältern an Hochschulen auch zu einer Aufwärtsspirale bei den Einkommen beigetragen hätte.
Auf die Frage schließlich, was an den Leitungsaufgaben mehr Freude bereite und was weniger, antwortet eine Führungskraft, die lieber ungenannt bleiben möchte: „Seeing people get something done when I have been able to help along the way. Hearing from students how their lives were transformed by the knowledge and experience acquired in their programs of study. Dislike overly bureaucratic processes and dealing with labour unions.”
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Ist das University of North Carolina System „unregierbar”?
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Inside Higher Education meldet den bevorstehenden Rücktritt der ehemaligen Bildungsministerin Margaret Spellings von ihrer Position als Präsidentin des Hochschulsystems University of North Carolina (UNC) und schreibt: „Spellings (…) will be leaving after less than three years in office. Spellings took the job saying she wanted to focus on issues such as improving graduation rates and using assessment to improve instruction. But she has found herself involved in numerous debates over social and political issues.”
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Der Chronicle of Higher Education fragt in einem Beitrag zum bevorstehenden Rücktritt, ob das Board of Governors der UNC zeitnah einen Kandidaten für die Position finden könne, der mehr als Spellings gewillt sei, die Agenda des Aufsichtsgremiums umzusetzen. Anders ausgedrückt: „Who will possibly want the job?” Die Skepsis des Chronicle begründet sich dabei auf den Widerstand, den seinerzeit das Hochschulsystem der Berufung von Spellings entgegengebracht hätte, der man vor dem Hintergrund ihrer Vergangenheit in der Bush-Regierung unterstellte, konservative Interessen der Bundesstaatsregierung an der UNC durchsetzen zu wollen. Diese Befürchtungen hätten sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, Spellings habe sich wirksam gegen eine politische Einmischung in das Tagesgeschäft der UNC zur Wehr gesetzt und eine eigene Vision von deren Zukunft verfolgt.
Im politischen Umfeld North Carolinas habe dies allerdings zu einem vorzeitigen Verbrauch ihrer Leidens- und Konfliktbereitschaft geführt, so wie auch im Falle ihres Vorgängers: „She is the second consecutive UNC president to leave under less than id
eal conditions and with a tenure of less than five years. Her predecessor, Thomas W. Ross, was forced out of the position in what appeared to be a politically motivated power grab by the board.”
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Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education zur Beweisaufnahme des zur Zeit laufenden Gerichtsverfahrens gegen Harvard University wegen gezielter Benachteiligung bestimmter Gruppen (wir berichteten darüber ausführlich in der vergangenen Ausgabe) meldet, dass die „Harvard College admissions procedures” in der Tat Richtlinien zur Berücksichtigung ethnischer Kriterien bei der Beurteilung von Studienbewerbungen enthielten. Es heiß in den Richtlinien: „Readers of applications ‘may consider whether a student’s background, including his or her race or ethnicity, may contribute to the educational benefits of diversity at Harvard College. The consideration of race or ethnicity may be considered only as one factor among many,’ the guidelines say. The word ‘only’ is boldfaced and underlined.”
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Die Ankündigung der Firma Amazon, bei allen ihren Beschäftigten einen Mindestlohn von $15 pro Stunde durchzusetzen, habe einem Beitrag auf Inside Higher Education zufolge einer gleichgerichteten Forderung von an Hochschulen als Teaching Assistants eingesetzten Graduate Studierenden nochmals Dynamik verliehen. Ein Stundenlohn von $15 bzw. ein rechnerisches Jahresgehalt von gut $31.000 (bei 40 Wochenstunden und 52 Arbeitswochen) müsse auch für Studierende als Minimum für das Überleben in den allermeisten Regionen der USA gelten und die Durchsetzung eines Mindestlohns dürfe nicht davon abhängen, ob es an den jeweiligen Hochschulen organisierte Interessensvertretungen der Grad Students gäbe.
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Der Vancouver Courier meldet, dass sich die Provinzregierung im kanadischen British Columbia (B.C.) entschlossen habe, die Kosten der Krankenversicherung für internationale Studierende mit Aufenthaltsdauer von weniger als einem Jahr vollständig aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren. Es heißt: „B.C. will become one of just three provinces and territories in Canada to extend, free of charge, public health care insurance coverage to international students residing here for less than one year, once it fully eliminates Medical Services Plan (MSP) premiums on Jan. 1, 2020.”
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CBC meldet, dass sich Studierende der University of Ottawa mit der Entwicklung eines Containers zur Gemüseproduktion für die unwirtlicheren Landesteile Kanadas nützlich gemacht hätten. Es heißt: „From the outside, it’s a large green and white shipping container designed to withstand the harshest winter. Inside, it’s a state-of-the-art oasis, a hydroponic mini-farm capable of producing up to 100 kilograms of leafy greens in a week. The modular growing system is the brainchild of The Growcer, a startup run by students and grads from the university’s Telfer School of Management.”
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CBC befasst sich mit Plänen an der University of Regina in der kanadischen Provinz Saskatchewan, dort die Regelungen für entfristete Professoren (Tenure) so zu verändern, dass nach drei aufeinander folgenden negativen Evaluationen eine Entlassung möglich sein solle. Gegner dieser Entwicklung argumentierten: Würde die Entlassung von entfristeten Professoren zum Alltagsgeschäft werden, statt wie bislang nur eine außergewöhnliche Maßnahme bei strafrechtlich relevanten Verstößen oder gravierendem wissenschaftlichem Fehlverhalten, dann würde Tenure
seinen Sinn verlieren. Anders ausgedrückt: „If you can rescind tenure, you don’t have tenure.”
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Mit Besorgnis beobachtet die New York Times die zunehmenden Probleme der von George Soros in Budapest 1989 gegründeten Central European University und schreibt in einem jüngsten Beitrag: „On Thursday, university officials said they would stop admitting new students in Budapest after failing to resolve a dispute with the government over a new law that appeared to require it to open a branch in the United States. (…) The university established educational programs with Bard College in New York in an attempt to comply with the new law requiring a presence in the United States.”
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Redaktion:
Peter R. Kerrigan, Stefan Altevogt, Jessica von Tresckow
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