Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Adversity Score: Neues Beurteilungskriterium im Hochschulzugangstest SAT
- The Future of Higher Education: Ein Reigen von Prognosen
- Nachrichten aus Kanada
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit der Einführung eines neues Beurteilungskriteriums im Hochschulzugangstest SAT und mit einer Revue von Prognosen zur Zukunft von Hochschulbildung in den USA. Wir werfen zudem einen Blick auf Internationalisierungsnachrichten kanadischer Hochschulen und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Adversity Score: Neues Beurteilungskriterium im Hochschulzugangstest SAT
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Die Meldung der Woche kam diesmal von der Firma College Board, dem Anbieter des Hochschulzugangstest SAT. Inside Higher Education berichtete, dass ein seit einigen Jahren von bereits etwa 50 Hochschulen getesteter „adversity index” die Testergebnisse um den Aspekt erweitern solle, welche sozioökonomischen Hindernisse der jeweils Getestete auf dem Weg zu den Fragebögen habe überwinden müssen. Dieser Versuch würde im Verlaufe dieses Jahres auf 150 Colleges ausgedehnt und solle dann der „Adversity Score” ab 2020 an allen Hochschulen als Leistungsdimension zur Verfügung stehen. College Board reagiere damit auf die schon lange hinsichtlich des SAT geäußerte Kritik, dass Testergebnisse eher Ausdruck sozioökonomischer Verhältnisse als akademischer Leistungsfähigkeit seien. Es heißt: „The SAT has been criticized for years because wealthy students earn higher scores, on average, than do those who are middle class, who in turn earn higher scores, on average, than do those who are from low-income families.”
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Ein Beitrag in der New York Times erläutert die 31 Dimensionen, in denen Vor- und Nachteile der Wohngegenden und der Oberschulen SAT-Absolventen erfasst werden sollen, um für mehr Aussagekraft der Tests im Hinblick auf die akademische Leistungsfähigkeit zu sorgen.
Der Beitrag macht dabei auf eine systematische Schwäche der Kriterien aufmerksam, die darin liege, dass nicht die individuellen Studienbewerber erfasst würden, sondern an Hand von Zensusdaten lediglich die sozioökonomische Stärke bzw. Schwäche von statistischen Lebensumfeldern. Es heißt: „None of the factors directly reflect an individual student; all of them are about the census tract in which the student and his or her classmates live. And none of the measures include race or ethnicity. The goal is to find students who have transcended their environments by examining factors that are correlated, according to research, with lower academic achievement and lower lifetime earnings.”
In den Blick genommen würden zahlreiche Faktoren, von denen man wüsste, dass sie sich negativ auf schulische Leistungen niederschlügen, also Familieneinkommen, Anteil von Familien unterhalb der Armutsgrenze, Anteil alleinerziehender Eltern, durchschnittlicher Bildungsgrad der Elterngeneration, Arbeitslosigkeit, Kriminaltitätsstatistik etc. Ähnlich würde die Qualität der jeweiligen Oberschulen erfasst. Die 31 Faktoren zusammengenommen ergäben dann einen Wert zwischen 1 und 100, wobei Werte unterhalb 50 relative Priviligierung kennzeichneten und entsprechend Werte oberhalb von 50 relative Nachteile.
Was allerdings dann an den Zulassungsstellen der Hochschulen letztendlich aus diesen Werten gemacht würde, bliebe diesen überlassen. Es heißt: „The environmental context measure does not affect the student’s SAT score; it will be presented to admissions officials as part of a bigger package of data about the student. It is up to the college how to use the adversity measure or whether to use it at all.”
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Sie finden die Details des Adversity Scores
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Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit dem Thema unter der Überschrift: „Why Are SAT Takers Getting an ‘Adversity Score’? Here’s Some Context.” Der Beitrag zitiert das Wall Street Journal, demzufolge einigen Hochschulen des Landes bereits seit einiger Zeit durch College Board ein „Environmental Context Dashboard” als Interpretationshilfe für die Testergebnisse zur Verfügung gestellt würde und dieses Dashboard eben einen „Adversity Score” enthalte.
Einige der beteiligten Hochschulen schätzten das Dashboard als nützliches Instrument, mehr Studierende aus bislang unterrepräsentierten Schichten rekrutieren zu können und der CEO von College Board wird mit den Worten zitiert: „[The Environmental Context Dashboard] shines a light on students who have demonstrated remarkable resourcefulness to overcome challenges and achieve more with less.”
Zudem sei in den Zulassungsabteilungen der Hochschulen derzeit jede Form von Hilfestellung willkommen, Entscheidungen auch jenseits der Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppierungen treffen zu können. Es heißt hierzu: „Some admissions officials describe the platform as a promising race-neutral tool that could prove especially useful if the Supreme Court one day strikes down race-conscious admissions policies.”
Der Beitrag macht aber auch deutlich, dass die Einführung von Kriterien wie dem Adversity Score oder dem Environmental Context Dashboard einem Offenbarungseid des SAT gleichkomme, der ohnehin in den vergangenen Jahren stark an Glaubwürdigkeit verloren habe. Der Leiter des National Center for Fair and Open Testing (FairTest), Robert Schaeffer, wird dazu mit den Worten zitiert: „This latest initiative concedes that the SAT is really a measure of ‘accumulated advantage’ which should not be used without an understanding of a student’s community and family background.”
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(Der Beitrag war im Nachrichtenticker des Chronicle mit der Überschrift „Gauging Grit” angekündigt, was den folgenden Kalauer nahelegt: Grit bedeutet soviel wie Schneid, Mumm, Entschlossenheit oder aber auch die Körnung von Schleifpapier. Es handelt sich um ein singularia tantum; den vermeintlichen Plural „grits” gibt es auch, meint aber die Grütze auf dem Teller, nicht die im Kopf.)
Der Chronicle of Higher Education meldet, dass sich die University of Texas einem weiteren Gerichtsverfahren gegenüber sähe, in dem die Interessensgruppe Students for Fair Admission – wie in ähnlichen Verfahren zuvor bereits – auf den Verzicht von ethnischer Zugehörigkeit als ein Kriterium bei der Studienzulassung drängt. Es heißt: „The nonprofit group, known as SFFA, in 2014 also sued Harvard University and the University of North Carolina at Chapel Hill, accusing those institutions of discriminatory admissions practices. The nonprofit accused Harvard of discriminating against Asian-American applicants; the case was tried last year, and a judge is expected to rule this year. Chapel Hill was accused of giving ‘significant racial preferences’ to underrepresented minority applicants.”
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The Future of Higher Education: Ein Reigen von Prognosen
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Prognosen über die Zukunft der Hochschulbildung in den USA zu machen, sei nicht schwer, so ein mit „The Shape of Higher Ed to Come” überschriebener Beitrag von Steven Mintz auf Inside Higher Education. Zutreffende Prognosen zu machen, sei allerdings ungleich schwieriger, und dennoch habe er sich als Direktor des Institute for Transformation am Flaggschiffcampus der University of Texas in Austin von 2012 bis 2017 der Versuchung nicht entziehen können. Er sehe klare Indizien für folgende Entwicklungen:
Die Aufspaltung der Hochschullandschaft in wenige sehr reiche Universitäten bzw. Colleges mit sehr vielen Möglichkeiten und den zahlreichen weniger priviligierten Einrichtungen würde noch an Tiefe zunehmen. Mit der Folge: „The consequences for instructional staffing at the less well-funded institutions – including reliance on adjuncts and outsourced graders – are likely to be ugly.”
Die weniger selektiven Hochschulen würden sich zunehmend auf berufsbezogene Ausbildung konzentrieren und die Leistungen von Hochschulen würden zunehmend an der Berufstauglichkeit ihrer Absolventen gemessen.
Die akademischen Leistungseinheiten würden künftig zunehmend anders und sehr viel kleinteiliger zugeschnitten und durch zahlreiche Elemente ergänzt wie: „modularized experiences, workshops and institutes, experiential and immersive learning opportunities; practicums and clinical courses; and mentored research and internships”.
Schließlich werde der Wettbewerb um die Studierenden intensiver geführt werden, wobei die traditionellen Grenzen der Landschaft, etwa die zwischen zweijährigen und vierjährigen Colleges, zunehmend aufbrechen dürften. Hierzu führt der Beitrag dann aus, dass der Druck auf den Gesetzgeber zur Einrichtung von Orten zum Erwerb, Vergleich und Transfer von Studienleistungen zunehmen werde, bislang in der Hochschullandschaft noch nicht tätige Einrichtungen (etwa Museen) Bildungsangebote machen könnten und sich einige wenige Hochschulen – die, die es sich leisten könnten – an allen möglichen Flecken dieser Erde nicht nur klassische, sondern auch lebens- bzw. berufsbegleitende Bildungsangebote machen würden. Es heißt: „Successful institutions will be those that are the most entrepreneurial.”
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Im Curriculum des 2012 gestarteten Minerva-Projects, so ein weiterer Beitrag auf Inside Higher Education, könne man schon heute erkennen, wie eine „Ivy League 2.0” aussehen könnte. Es heißt: „Minerva’s biggest success so far is its curriculum, which the university describes as a systematic rethinking of the liberal arts. The nonbuzzy approach hearkens back to higher education’s roots with a focus on practical, vocational knowledge, and is drawing attention from both traditional academics and would-be disrupters.”
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In der vergangenen Ausgabe zitierten wir einen Beitrag auf University Affairs zur gestiegenen Attraktivität Kanadas als Ziel international mobiler Studierender und die damit einhergehenden Risiken. Mit Perspektive auf die Provinz Ontario erläutert der dortige Rundfunksender TVO, warum dieser Erfolg als zweischneidiges Schwert beschrieben werden müsse. Man sei zwar in Kanada noch weit von derzeit in den USA prominenten nationalistischen Strömungen entfernt, die kanadische Studienplätze für kanadische Studierende fordern könnten, doch berge eine zunehmende ökonomischen Abhängigkeit von internationalen Studierenden Risiken, wie die Episode mit den Folgen kanadischer Kritik an Menschenrechten in Saudi Arabien gezeigt habe, in deren Folge die Drohung im Raum gestanden habe, Studierende aus Kanada zurückzurufen. Es heißt: „No one has put an exact price tag on what that would have cost our institutions, but at least tens of millions of dollars seems a reasonable guess.”
Der Beitrag hebt darüber hinaus die positiven Einflüsse internationaler Studierender auf Kanada jenseits der Finanzen hervor und schreibt: „In Thunder Bay, for example, agriculture students from Brazil have enrolled at Lakehead University. They’ve not only brought their money; they’ve also established a Brazilian community at the lakehead, complete with a new Brazilian restaurant in town.”
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Ein Beitrag im Times Colonist wirft einen Blick auf vermehrte Probleme von möglichen internationalen Studierenden aus Entwicklungsländern, die für ein Studium in Kanada nötigen Visa zu bekommen. Es heißt: „Canada wants to draw in more international students as a way to diversify classrooms and increase the economic benefits they bring, which already amount to billions of dollars each year. The economic impacts of foreign students rival Canada's exports of auto parts, aircraft and lumber.” Es würden große Anstrengungen zur Diversifizierung der Herkunftsländer jenseits von China und Indien unternommen, doch gleichzeitig stiegen die Ablehnungsquoten bei Visaanträgen etwa in Pakistan oder Nigeria in frustrierendem Umfang. Zum Vergleich: „2015 student permit applications from Pakistan had a success rate of about 32 per cent. The student-permit success rate for applicants from India that year was more than 68 per cent.”
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CBC erläutert, warum es an Simon Frazer University seit zwei Jahren nicht mehr möglich ist, Studiengebühren in bar zu entrichten. Es habe einige Fälle gegeben, in denen sich vermeintliche internationale Studierende eingeschrieben und die nicht unerheblichen Beträge für Tuition, Fees, Room and Board in bar bezahlt hätten. Sie hätten sich dann wieder exmatrikuliert und von der Hochschule die eingezahlten Beträge als Schecks zurückerhalten. Es heißt: „If the cash comes from the proceeds of crime, this is a classic way of turning dirty money into funds that appear clean.”
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Die University of Alberta (UAlberta) meldet die Erneuerung einer Vereinbarung mit der Alexander von Humboldt Stiftung (AvH) zur Förderung der kanadisch-deutschen Hochschulbeziehungen und schreibt: „[It] sets stage for continued academic and research cooperation between both countries via the Humboldt Foundation Liaison Office in Canada (HFLOC). UAlberta has a rich history of cooperation with Germany, reflected in partnerships and programming such as the e3 in Berlin summer program. In particular, UAlberta is the only university worldwide with an established agreement with the prestigious AvH.”
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Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit dem Problem, das die in der Regel von Grundsteuer befreiten Hochschulen oft für die Haushalte der sie beherbergenden Städte darstellen, und verdeutlicht die Auswirkungen an Boston, dessen Haushalt zu 70% aus Grundsteuern finanziert werde. Dort habe man in einer freiwilligen Vereinbarung einen zumindestens jeweils kleinen Beitrag von steuerbefreiten Einrichtungen zum Stadtsäckel festgelegt, doch blieben die Zahlungen auch der prominentesten Hochschulen der Stadt (darunter Harvard mit einem Stiftungsvermögen von mehr als $37 Mrd.) deutlich hinter den Erwartungen zurück. Es heißt: „In 2016, the city projected, it would be receiving $46.7 million in yearly payments. The actual amount received that year was $32.1 million. Even as requested payment amounts have increased, the contributions have fallen off, particularly among colleges and universities.”
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The Conversation meldet die Gründung einer „Postsecondary Value Commission” durch die Gates Foundation und schreibt zu ihren Zielen: „The Gates Foundation has convened this commission to address a real problem: student debt. Total student loan debt in 2019 is US$1.56 trillion. There are 44.7 million U.S. borrowers with student loan debt. The commission will address a question that is on the minds of many families, policymakers and taxpayers. And that is: Is college worth it?”
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Die Webseite des neuen Gremiums finden Sie
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Ein Beitrag in der New York Times kritisiert Ungerechtigkeiten in der derzeitigen Steuergesetzgebung der USA, in deren Folge Studierende aus einkommensschwachen Familien für Studienförderung zum Teil deutlich höhere Einkommenssteuersätze entrichten müssten als die Familien selbst. Es beträfe derzeit mehr als 1,3 Mio. Studierende, deren Beihilfen zum Lebensunterhalt mit bis zu 37% besteuert würden. Es heißt: „A little-noticed provision in President Trump’s sprawling new tax law is treating middle- and low-income college students as if they are trust-fund babies, taxing sizable financial aid packages at a rate first established 33 years ago to prevent wealthy parents from funneling money to their children to lower their tax burdens.”
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Ein Beitrag befasst sich im Chronicle of Higher Education mit Problemen und Risiken von Hochschulen, die glauben, ihre Urkunden und Zeugnisse nach wie vor in lateinischer Sprache abfassen zu müssen. Es heißt: „Every year, colleges and universities that confer degrees in Latin rely on scholars to ensure their translations aren’t a train wreck. It’s a taller order than you might think. Google Translate doesn’t cut it for a centuries-old language that’s not anyone’s mother tongue: It’s not like the ancient Romans were chatting about awarding degrees in, say, cybersecurity.” Zur Lösung solcher Probleme und Umgehung der zahllosen Fallstricke nur scheinbaren Lateins beschäftigten einige Universitäten einen „Latin scribe”, zu dessen bzw. deren Aufgaben es auch gehöre, die Verdienste auf Urkunden zu Ehrendoktorwürden zu beschreiben, wie sie etwa Princeton University an den Boxer Muhammad Ali verliehen habe. Der dortige „Latin scribe”, Robert A. Kaster, habe auf der Ehrendoktorurkunde als die Ehre begründendes Alleinstellungsmerkmal verzeichnet: „in fluitando instar papilonis nec non et instar apis pungendo” also „floating like a butterfly and stinging like a bee”.
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