Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
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Die Themen dieser Woche:
- Wachsender Optimismus bei Präsidenten von US-Hochschulen
- Aus Fehlern lernen: Das Project 2021 der UT Austin
- Wachsende Kritik an Confucius Instituten in den USA
- Kurznachrichten
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe befassen wir uns mit der sich aufhellenden Stimmung unter Präsidenten US-amerikanischer Hochschulen und mit dem Ende des „Project 2021” der University of Texas in Austin. Wir werfen zudem einen Blick auf die wachsende Kritik an den Confucius Institutes an US-Hochschulen und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.
Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.
Stefan Altevogt
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Wachsender Optimismus bei Präsidenten von US-Hochschulen
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In Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Gallup führt Inside Higher Education regelmäßig Umfragen unter Führungskräften US-amerikanischer Hochschulen durch. Am jüngsten „Survey of College and University Presidents” beteiligten sich 784 Präsidenten zwei- und vierjähriger Colleges und die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung des American Council on Education (ACE) am Wochenende vorgestellt. Die wichtigste Botschaft der jüngsten Umfrage ist: „Presidents expressing more confidence (sometimes ever so slightly more) on some key issues, even as significant worries remain.”
Befragt nach den finanziellen Aussichten über die kommenden zehn Jahre äußerten gegenüber 53% im vergangenen Jahr nun 57% der Präsidenten Zuversicht, wobei der Optimismus – wie zu erwarten – nicht gleichmäßig über die Hochschullandschaft verteilt sei: „Leaders of private four-year colleges are most confident (64 percent), public master’s and baccalaureate college presidents the least (49 percent).”
Wichtige Faktoren für die Stimmung von Führungskräften öffentlich finanzierter Hochschulen sind das allgemeine Verhältnis von Akademia zur breiteren Öffentlichkeit und besonders das Verhältnis zur Politik. Hier war es vor allem im Hinblick auf populisitische Tendenzen in der Partei der Republikaner in den vergangenen Jahren zu Spannungen gekommen, die aber nach den jüngsten Umfragen ihren Scheitelpunkt erreicht zu haben scheinen. Seien im vergangenen Jahr noch 77% der Befragten bezüglich der als skeptisch wahrgenommenen Haltung der Republikaner gegenüber dem Wert von Hochschulbildung besorgt gewesen, so sei diese Zahl zuletzt auf 66% gesunken. Ein wichtiges politisches Argument, das der Feindlichkeit von Hochschulen gegenüber konservativen Ideen, würde allerdings mittlerweile von 37% der Präsidenten geteilt, gegenüber 32% im vergangenen Jahr.
Im Hinblick auf das Verhältnis zu Großspendern und den gelegentlich auch als „inappropriate” empfundenen Bedingungen, unter denen Spenden erfolgen, habe sich laut Umfrage seit dem vergangenen Jahr nicht viel geändert, doch bemerkenswert ist für externe Beobachter das diesbezügliche Normalniveau: „Fifteen percent of campus leaders say their institution has been offered large financial gifts with inappropriate strings attached, and a third (34 percent) say they had rejected gifts because of requirements on how the funds could be used.”
Sie finden den Beitrag
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Sie erhalten die Umfrageergebnisse (wie üblich) nach Angabe einiger Daten
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Das Programm der ACE-Jahrestagung finden Sie
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Aus Fehlern lernen: Das Project 2021 der UT Austin
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Der Flaggschiff-Campus der University of Texas in Austin zählt zu den besten und mit einem Stiftungsvermögen nördlich von $30 Mrd. auch zu den reichsten Hochschulen weltweit. Weil das Bessere der natürliche Feind des Guten und selbst des Sehr Guten ist, hatte der Präsident der UT Austin 2016 mit dem „Project 2021” einen Master-Plan vorgestellt, die Hochschule zukunftsfähig zu machen, und bereits zwei Jahre darauf wurde das Projekt wieder eingestellt. Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education geht nach Recherchen und mehr als 20 Interviews der Frage nach, warum das Projekt nach so kurzer Zeit bereits „belly up”, also als „toter Fisch”, im Wasser trieb, damit es – wenn nicht erfolgreich – so doch immerhin lehrreich sei.
Der Beitrag zieht aus dem Scheitern vor allem eine Lehre: „The story of the program’s rise and fall (…) shows how universities too often pursue the elusive act of transformation: promising too much while investing too little.” Gemessen am Anspruch, die Undergraduate Education mit Hilfe einer hausgemachten Version von Massive Open Online Courses (MOOCs) zu revolutionieren (man sprach von Synchronous Massive Online Classes bzw. SMOCs), seien die Ergebnisse aus verschiedenen Gründen überschaubar geblieben. Es habe sich etwa der vermutete und erhoffte pädagogische Quantensprung mit SMOCs genausowenig eingestellt wie an anderen Einrichtungen mit MOOCs, trotz der verglichen mit traditionellen Unterrichtsvervanstaltungen hohen Produktionskosten und einem entsprechenden „Appeal”. Zum anderen sei die Integration der SMOCs in die Studienpläne deutlich schwerer gefallen, als man zunächst angenommen habe, und führten zu den Worten des Projektleiters, James Pennebaker: „I didn’t know anything about how the university functioned.”
Pennebaker sei nun zurück auf seiner Professur im Department of Psychology und denke darüber nach, ob große Forschungshochschulen wie UT Austin im Hinblick auf die Lehre grundsätzlich reformunfähig seien. Er wird mit den Worten zitiert: „Perhaps universities like UT and other large universities simply won’t change. The general conclusion you have to come away with is, large institutions virtually never do.”
Anderswo, so zum Beispiel im Büro des Präsidenten der Arizona State University, Michael Crow, sei man derzeit aber optimistischer, was die Reformfähigkeit angehe, und dies nicht nur, wenn sich eine akkute, existenzielle Bedrohung abzeichne. „Change” sei die Parole zahlreicher anderer Forschungshochschulen und eine beliebte angepeilte Frist das Jahr 2023: „By then, expect the University of Massachusetts at Amherst to ‘Be Revolutionary’ and Oregon State University to have achieved ‘Transformation, Excellence, and Impact’.” Andere Hochschulen würden sich mehr Zeit geben, so etwa die Ball State University, deren „Flight Path” bis 2040 so ausnavigiert sei, um dann auch hoffentlich außerhalb der USA bekannt geworden zu sein.
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Wachsende Kritik an Confucius Instituten in den USA
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Das Committee on Homeland Security and Governmental Affairs im US-Senat hat einen Bericht zu „China’s Impact on the U.S. Education System” vorgelegt, der sich mit dem als wachsend und bedrohlich wahrgenommenen Einfluss der mittlerweile mehr als 100 Confucius Institutes in den USA beschäftigt. Es heißt in der Zusammenfassung, dass die Organisation der Institute als Werkzeuge auswärtiger Kulturpolitik der chinesischen Regierung durchaus in Widerspruch zur akademischen Freiheit der gastgebenden Hochschulen in den USA geraten könne, dann etwa, wenn zum Beispiel die Ereignisse auf dem Tiananmen Square oder der Status von Taiwan diskutiert werden sollten. Laut Aussage eines Befragten aus der Verwaltung einer amerikanischen Hochschule: „Funded by the Chinese government, you know what you’re getting.”
Seit 2006 seien laut Bericht mehr als $158 Mio. der chinesischen Regierung für die Einrichtung von Confucius Institutes in die USA geflossen. Im Gegensatz dazu sei das kulturpolitische Engagement der US-Regierung in China mit $5,1 Mio. für derzeit 29 „American Cultural Centers” seit 2010 überschaubar. Ein Hauptaugenmerk der Initiative sei mittlerweile auch die Ausdehnung in die den Hochschulen vorausgehenden Teile der Bildungslandschaft. Es heißt: „The next phase of Confucius Institutes involved funding teachers for Confucius Classrooms in K−12 grade school. There are currently 519 Confucius Classrooms operating in the United States with expansion of this program a top priority for China.”
Die Confucius Institutes seien Bestandteil einer Strategie der chinesischen Regierung, die ökonomischen und geopolitischen Ambitionen des Reichs der Mitte in den USA als weniger bedrohlich und auf Konkurrenz zielend wahrnehmbar werden zu lassen. Ein weiteres strategisches Ziel sei die Unterdrückung möglicher Kritik: „Confucius Institutes’ soft power encourages complacency towards China’s pervasive, long-term initiatives against both government critics at home and businesses and academic institutions abroad.”
Man dürfe in den USA allerdings die Ambitionen Chinas nicht aus den Augen verlieren, die mit der Kampagne „Made in China 2025” darauf abziele, künftig auch ein globales Powerhouse für die Herstellung von Hochtechnologieprodukten sein zu wollen. Diese Ambitionen würden nicht zuletzt auch durch das „Thousand Talents Program” der chinesischen Regierung deutlich, mit dem erhebliche finanzielle Anreize für chinesische Forschende in den USA für eine Rückkehr nach China gesetzt würden, „bringing with them the knowledge gained at U.S. universities and companies”.
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In einer Rede vor der Conservative Political Action Conference hat US-Präsident Trump einen Erlass angekündigt, mit dem die Hochschulen des Landes zu größerer Toleranz gegenüber konservativen Meinungsäußerungen auf den Campi gezwungen werden sollen. Die New York Times schreibt: „The issue of free speech on college campuses has for years been a cause célèbre among young conservative activists, who point to instances around the country in which conservative voices have been shunned by liberal students and professors.” Ein Zeitpunkt zur Umsetzung der Ankündigung sei allerdings auch auf Nachfragen der Times hin vom Weißen Haus nicht genannt worden.
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Inside Higher Education meldet die prompte Stellungnahme von 12 Hochschulverbänden zur Ankündigung Trumps und zitiert daraus: „There are and always will be individuals on campus and in society generally who wish to silence those with whom they disagree. But punitive and simplistic measures will only exacerbate the problems they may create.”
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Ein Beitrag in der Financial Post beklagt einen Brain Drain für Kanada in dem Sinne, dass derzeit fast 60% der an kanadische Erfinder vergebenen Patente im Besitz von Firmen landeten, die ihren Hauptsitz außerhalb der Landesgrenzen hätten. Es heißt: „Companies such as Google and Apple Inc. increasingly rely on Canadian workers, who come cheaper than those in Silicon Valley, and universities to bolster their corporate know-how, then sell the finished products through U.S. headquarters. (...) Some observers say the lax rules around Canada’s university R&D programs have limited the potential economic outputs of those efforts, which have fallen well short of political ambitions.”
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Der Globe and Mail meldet neue Zahlen zu internationalen Studierenden in Kanada und schreibt: „Last year 172,000 students with Indian citizenship held a study permit for Canada, vaulting past the 142,000 from China (…) The number of Indian students has grown with breathtaking speed, with 107,795 arriving in Canada last year alone (…). That compares with 85,825 from China. And while the number of student arrivals from China last year was up 30 per cent from 2015, the cohort of new Indian students was more than three times larger than it was that year.” Der Beitrag führt als Gründe für diese Entwicklung an, dass der kanadische Dollar gegenüber dem US Dollar schwach sei und dass für internationale Studierende der Weg zu Arbeits- und Immigrationsvisa nach Studienabschluss in Kanada derzeit deutlich klarer erkennbar sei als in den USA.
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Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education lässt ahnen, welchen Geldwert Informationen aus dem Zulassungsverfahren an selektiven Colleges für Studienbewerber haben können. Der Beitrag berichtet von gestohlenen Daten des Grinnell College, das derzeit etwa ein Viertel der Bewerber zulässt, und schreibt: „The mysterious sender offered the student a chance to see his file, including comments by admissions officers, assigned ratings, interview notes, teacher recommendations, and a tentative decision. ‘Although the price tag is substantial,’ the message said, ‘this offer presents a unique opportunity to look at yourself from the inside of Grinnell Admissions office absolutely unfiltered.’ All he had to do was pay one Bitcoin, or about $3,900.”
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Inside Higher Education berichtet, dass neben Grinell auch Hamilton und Oberlin betroffen gewesen seien, und ergänzt: „The hacking incidents come the same week as reports that Chinese hackers were targeting 27 leading research universities, most of them in the United States, apparently focusing on research on undersea technology.”
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Redaktion:
Benedikt Brisch, Stefan Altevogt, Jessica von Tresckow
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