Seit 1996 kennt und wahlweise liebt, fürchtet oder verachtet man in englischsprachigen Hochschullandschaften den nach dem Physiker Alan Sokal benannten „Sokal Hoax”, einen nur scheinbar wissenschaftlichen Aufsatz in einem in der Regel geistes- oder sozialwissenschaftlichen Feld, der trotz kaum verhüllter Absurdität veröffentlicht wird, weil er auf der politischen Linie des veröffentlichenden Journals liegt und/oder einen spezifischen Jargon pflegt. Sokal hatte seinerzeit gezeigt, dass es Quantengravitation nicht wirklich, sondern nur als soziales und sprachliches Konstrukt gebe, und das Paper war in der Zeitschrift Social Text veröffentlicht worden, ohne dass es im Begutachtungsverfahren einem Physiker mal zur Durchsicht vorgelegt worden wäre.
Der Chronicle of Higher Education befasste sich in der vergangenen Woche mit einer Debatte um eine Potenzierung des „Sokal Hoax” zum „Sokal Squared” durch eine Gruppe von drei Akademikern, die über zehn Monate insgesamt 20 scheinbar wissenschaftliche Aufsätze verfasst und an einschlägige Fachjournale verschickt hatten. Es heißt: „Of the 20, seven papers were accepted, four were published online, and three were in process when the authors ‘had to take the project public prematurely and thus stop the study, before it could be properly concluded’. (…) Beyond the acceptances, the authors said, they also received four requests to peer-review other papers ‘as a result of our own exemplary scholarship’. And one paper – about canine rape culture in dog parks in Portland, Ore. – ‘gained special recognition for excellence from its journal, Gender, Place, and Culture … as one of 12 leading pieces in feminist geography as a part of the journal’s 25th anniversary celebration’.”
Die im Beitrag skizzierte Debatte geht aber freilich nicht um das Maß an Absurdität, das man am Begutachtungsverfahren wissenschaftlicher Journale vorbeimogeln kann, sondern darum, ob der akademische Betrieb insgesamt von derartigen, auf Entlarvung hin zielenden Satiren profitieren könne. Befürworter solcher Satiren meinen, sie verwiesen auf ein Problem innerhalb von Academia und würden zu einer Verminderung dieses Problems beitragen.
Auf der anderen Seite zitiert der Beitrag grundsätzlche Bedenken gegen derartige Satiren, Bedenken, wie die von Jacob Levy, einem Politikwissenschaftler an der kanadischen McGill University: „I am so utterly unimpressed by the fact that an enterprise that relies on a widespread presumption of not-fraud can be fooled some of the time by three people with Ph.D.s who spend 10 months deliberately trying to defraud it.” Wer zehn Monate in ein solches Projekt investiere, so Karen Gregory, eine Soziologin an der University of Edinburgh, habe einzig und allein eines unter Beweis gestellt: „It only proves you are a bad-faith actor.”
Entsprechend energisch sind auch die Forderungen der Satire-Gegner nach „Exko mmunikation” aus dem akademischen Betrieb, was auf der anderen Seite Satire-Befürworter für übertrieben hielten, denn der akademische Betrieb brauche eben auch die gelegentlichen „Kinder”, die darauf hinwiesen, dass der Kaiser gar keine Kleider trage.

Sie finden den Beitrag hier .