Ausgabe ___ |  March 29 2017
June 6th, 2017
Nordamerika Nachrichten
Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
Themen dieser Woche:
  • First Generation Students
  • Isolationismus in den USA: Wem fällt was zu?
  • Diskussion um Größe von Hochschulverwaltungen
  • Kurznachrichten
Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den Herausforderungen bei der Heranführung von First Generation Students an die Hochschulbildung und mit möglichen Folgen des derzeitigen Isolationismus US-amerikanischer Bundespolitik. Wir werfen zudem einen Blick auf die Debatte um das Wachstum professioneller Hochschulverwaltung in den USA und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

First Generation Students
Einmal im Jahr befasst sich der Chronicle of Higher Education mit den vom Higher Education Research Institute der University of California in Los Angeles erhobenen Zahlen zur Kohorte der jeweiligen Studienanfänger des Jahres und bemerkt in der jüngsten Ausgabe vor dem Hintergrund  der demografischen Entwicklung und damit verbunden der stärkeren Bedeutung von Latinos und deren Integration in Hochschulbildung: „57 percent of Latino freshmen said they were the first in their families to attend college, a greater proportion than any other ethnic or racial group surveyed.”

Sie finden den Beitrag hier.

Die New York Times befasst sich auf ihren Bildungsseiten in dieser Woche anekdotisch mit Aspekten des Themas. Dazu hatte die Zeitung fünf Journalistik-Studierende aus „hochschulbildungsfernen” Elternhäusern gebeten, Interviews mit anderen First Generation Students zu führen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen sollten sie dann gemeinsam mit drei Hochschulexperten (die Präsidenten von Ohio State und Arizona State die Direktorin der University Innovation Alliance) ein Gremium zur Beantwortung drängender Fragen bilden, denen sich First Generation Students derzeit ausgesetzt fühlen.
     Als eine aus deutscher Sicht zumindestens in dieser Prägnanz nicht gekannte Hürde werde dabei von First Generation Students die Finanzierung eines Studiums empfunden, was dann auch als logischer Grund dafür erscheint, dass man selber „first-gen” zu werden hoffe: „My biggest worry about being a first-gen student is trying to figure out how I’ll afford to pay my tuition and bills without the help of my parents. In fact, the reason I'’m a first-gen is because no one else in my family could afford the luxury and privilege of attending college.” Im Zentrum typischer Antworten auf derartige Fragen steht dann das Werben um Verständnis dafür, dass Hochschulbildung eine im Regelfall lohnende Investition in die jeweilige individuelle Zukunft sei und dass eine Finanzierung des Studiums aus einer Mischung verschiedener Quellen prinzipiell möglich wäre.
     Ein anderes Problemfeld für First Generation Students ist das ungewohnte soziale Umfeld an einer Hochschule, vor allem an den besseren Einrichtungen. Das klingt dann so: „College is a lonely place for first-gens like myself. I am surrounded by children of upper-middle-class America, and I can relate to none of their life experiences.” Die einzig vernünftige Antwort darauf ist dann eigentlich der Blick in die Zukunft und dass alle Studierenden mit einem Bildungsziel an die Hochschule kämen: „There’s no need to worry about how your life prior to starting school compares to those around you.” Aber Sorgen machen sich die First Generation Students trotzdem.

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Unter den oben erwähnten Zahlen finden sich auch die über die Jahre erstaunlich stabilen Angaben zur Entfernung des Studienstandorts von der elterlichen Waschmaschine. Begannen 1968 15% der Freshmen ihr Studium weniger als 10 Meilen vom Elternhaus, weitere 20% im Umkreis von 50 Meilen, 16% bis zu 100 Meilen entfernt und 34% in bis zu 500 Meilen Entfernung, so hatte sich zuletzt diese Aufteilung mit 13%, 25%, 15% und 30% nicht sehr dramatisch verändert.

Sie finden den Überblick hier.

Isolationismus in den USA: Wem fällt was zu?
Die derzeit eher isolationistische Phase US-amerikanischer Bundespolitik hat durch die Erklärung zum Ausstieg aus dem Klimaabkommen von Paris in dieser Woche einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Ein Kommentar in der New York Times erkennt in dem momentanen amerikanischen Loslassen der Steuerhebel der Globalisierung ein Machtvakuum, das aller Voraussicht nach durch China gefüllt werden würde. Es heißt: „In pulling out of the Paris climate accord, Mr. Trump has created a vacuum of global leadership that presents ripe opportunities to allies and adversaries alike to reorder the world’s power structure. His decision is perhaps the greatest strategic gift to the Chinese, who are eager to fill the void that Washington is leaving around the world on everything from setting the rules of trade and environmental standards to financing the infrastructure projects that give Beijing vast influence.”

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Das aus europäischer Perspektive „bessere Amerika” ist derzeit wohl Kanada (obwohl oder vielleicht gerade weil Kanada in diesem Jahr mal nicht Eishockeyweltmeister geworden ist, sondern Schweden den Vortritt gelassen hat). Die gegenwärtigen nationalistischen (America First) und isolationistischen (Travel Ban / Border Wall) Tendenzen südlich des 49. Breitengrads werden in Kanada vor allem im Hinblick auf die noch vorherrschende internationale Dominanz der USA in Hochschulbildung und akademischer Forschung als Chance wahrgenommen, das entstehende Vakuum hier ein Stück weit auffüllen zu können. In einem Beitrag für die Vancouver Sunday schreibt der Präsident der University of Victoria, Jamie Cassels, in dieser Woche: „This is Canada’s moment. Now is the time for us to lead the world in higher education, research and innovation. In an era of closing borders and closing minds, Canada’s universities are reinforcing worldwide connections to ideas, collaborations and expertise. We have the talent, commitment and networks necessary to lead.”

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Der Globe and Mail meldet, dass sich das jüngst stark gestiegene Interesse internationaler Studierender an Bildungsangeboten in Kanada auch in einem nennenswerten Sprung in den Einschreibungszahlen niederschlagen werde. Es heißt: „Canadian universities will welcome unprecedented numbers of international students this fall, with some institutions seeing jumps of 25 per cent or more in admissions of students from abroad, evidence that Canada is increasingly seen as a tolerant, stable destination in a world beset by political uncertainty, the schools said.”

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Diskussion um Größe von Hochschulverwaltungen
Bei der Suche nach Gründen für die in den vergangenen Jahrzehnten in den USA deutlich über dem allgemeinen Niveau der Preissteigerung gestiegenen Kosten an Hochschulen werden „Tatverdächtige” regelmäßig in drei Gegenden aufgegriffen: Hochschulen tun mittlerweile sehr viele Dinge, die mit ihrem eigentlichen Auftrag von Bildung und Forschung nur wenig zu tun haben, Hochschulen zahlen ihrem akademischen Personal zu hohe Gehälter und Hochschulen haben jeweils riesige, Verwaltung genannte administrative Wasserköpfe.
     Zu Letzterem, dem „administrative bloat”, ist im April am Beispiel der California State University (CSU) ein Bericht des kalifornischen Rechnungshofes erschienen, dessen Kernaussage lautete: „This report concludes that growth in the number and compensation of management personnel significantly outpaced those of other employee types, including nonfaculty support staff.” Die gut 21.000 Fakultätsmitglieder und knapp 27.000 anderen Angestellten der insgesamt mehr als 450.000 Studierenden an 23 Campi zählenden CSU würden von einem Management in der Größe von 4.000 Personen gesteuert, darunter 30 Vorstände. Seien Fakultäten in den vergangenen zehn Jahren um 7% gewachsen und die Gruppe der anderen Angestellten um 6%, so habe es im Management einen Aufwuchs von 15% gegeben. In den gesamten Kosten für Gehälter würden sich Managementkosten mittlerweile mit 14,5% bzw. $458,5 Mio. niederschlagen.

Sie finden den Bericht hier.

Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education fasst vor dem Hintergrund noch einmal fünf wesentliche Gründe für die angenommene Tendenz zur Aufblähung von Hochschulverwaltungen zusammen. Von diesen fünf Gründen kommen zwei mehr oder weniger aus dem oben erwähnten Verdachtsumfeld Nummer 2, dass Hochschulen nämlich den Studierenden und ihren Familien mehr bieten wollten und dass auf der Suche nach neuen Finanzierungsquellen mittlerweile große Fundraising-Abteilungen an Hochschulen entstanden seien. Zwei weitere Bereiche, nämlich Rechenschaftslegung bzw. die Einhaltung von Vorschriften und Sicherung von Studienerfolg, erforderten in einem modernen Hochschulbetrieb entsprechend große Ressourcen.
     Mit dem letzten Grund landet der Beitrag dann schließlich bei einem durch sachliche Zwänge nicht mehr so leicht nachzuvollziehenden Grund einer wachsenden Verwaltung, nämlich falschen Wachstumsanreizen: „Bureaucracy begets bureaucracy.” In den Worten von Benjamin Ginsberg, einem Politikwissenschaftler an der Johns Hopkins University und Autor des Buchs „The Fall of the Faculty: The Rise of the All-Administrative University and Why It Matters”: „If you’re a manager, your value in the world is measured by the number of people who report to you.” Und wenn dann einmal eingestellt sei, würde man das kaum wieder zurückgedreht bekommen.

Sie finden den Beitrag  hier.

Kurznachrichten
Der vom Weißen Haus am 23. Mai vorgelegte Budgetentwurf für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr 2018 wird aller Vorraussicht nach durch beide Kammern des Kongresses noch stark verändert werden. Neben einer Stellungnahme von 149 mit Forschung befassten Verbänden und Einrichtungen, die in einem offenen Brief an die Entscheidungsträger in Senat und Repräsentanten-haus vor katastrophalen Folgen einer Umsetzung des Trump’schen Entwurfs warnen, spricht sich auch die Präsidentin des Council of Graduate Schools (CGS) in einer Erklärung deutlich gegen den Haushaltsentwurf aus. Sie schreibt: „The President’s budget overlooks the importance of education as a critical component of America’s competitiveness in a global market. Master’s and doctoral education is the backbone of America’s national security and economic strength: graduate degree holders develop the knowledge and innovations that make America a leader in healthcare, technology, and defense. (…) The Council of Graduate Schools (CGS) supports efforts to strengthen and grow America’s economic future, but not at the expense of our master’s and doctoral students. CGS calls upon Congress’ to put forward a budget that makes a strong commitment to education, and does not create barriers for students who seek master’s and doctoral degrees.”

Sie finden die Erklärung hier. 

Sie finden den offenen Brief hier.

In einer ersten Analyse befasst sich der Chronicle of Higher Education mit den Folgen des Budgetvorschlags für das Bildungsministerium und schreibt: „All told, the budget would cut federal education programs by more than $10 billion. The Department of Education’s total operating budget would be slashed by $9 billion, and spending on secondary-education programs would be redirected to school-choice initiatives – the chief policy goal of Betsy DeVos, the education secretary.”

Sie finden den Beitrag hier.

Die New York Times meldet ein deutlich ablehnendes Echo auf die Rede einer chinesischen Studierenden an der University of Maryland in den sozialen Medien ihres Heimatlands. Yang Shuping habe in ihrer Rede das hohe Maß an Luftverschmutzung und das geringe Maß an Meinungs- und Diskussionsfreiheit in ihrer Heimat den Verhältnissen in den USA gegenübergestellt. Die Reaktion darauf: „The speech (...) drew harsh criticism, however, from some of Ms. Yang’s Chinese classmates in Maryland and from legions of social media users in China, many of whom accused her of selling out her homeland.”

Sie finden die Meldung hier.

Der Chronicle of Higher Education hatte zum Studienbeginn im Oktober vergangenen Jahres eine Sammlung von Problembeschreibungen und Lösungsansätzen zum Alkoholmissbrauch an den Campi US-amerikanischer Hochschulen herausgegeben und geschrieben, „how hard it is for colleges to restrain drinking, especially with so many bars and liquor stores surrounding campuses and so many students encouraging their friends to drink.”

Sie finden die Broschüre „Alcohol’s Influence on Campus” hier.

Impressum


Dr. Nina Lemmens
Stefan Altevogt, Katrin Kempiners, Redaktion

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