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DAAD Nordamerika Nachrichten
5. März 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Trump und Berufs- und Hochschulbildung
  Alumni-Arbeit
  Entwicklung von Hochschulvermögen in 2016
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit möglchen Berührungspunkten der gegenwärtigen politischen Großwetterlage in einer Trump-Administration mit Fragen von Berufs- und Hochschulbildung und mit einer Reihe von Beiträgen des Chronicle of Higher Education zur Arbeit mit Alumni. Wir werfen zudem einen Blick auf die Entwicklung von Hochschulvermögen und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine für Sie interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Trump und Bildung

  Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education befasst sich in dieser Woche mit dem Vigo County im US-Bundesstaat Indiana, einer Region des Landes, die symptomatisch für den Wahlerfolg von Donald Trump sei: „Its residents have voted for the winning candidate in all but two presidential elections since 1888. In this election, 55 percent of those who went to the polls chose Mr. Trump.”
Den Kontext dieser Wahl könne man durch einige statistische Angaben aus dem County beschreiben, etwa, dass der Einkommensmedian $13K unterhalb des nationalen Durchschnitts läge, dass die geringen Einkommen ein Ausdruck der Bildung sei (mit 23% hochschulgebildeter Bevölkerung liege der County 7% unter dem Bundesdurchschnitt) und dass durch geringere Steuereinnahmen wiederum auch die gemachten Bildungsangebote nur unterdurchschnittlich sein könnten. Ein Mix, der in den durch Verlust von Arbeitsplätzen in der industriellen Fertigung zum „Rust Belt” der USA abgestiegenen Gebieten des mittleren Westens allgegenwärtig sei.
Auf der anderen Seite fehle es aber auch an ausreichend ausgebildeten Fachkräften für die kommenden Generationen von immer anspruchsvoller werdenden Arbeitsplätzen und hier seien die lokalen und regionalen Hochschulen zum einen in der Pflicht, zum anderen eben durch systematische Vernachlässigung über die vergangenen Jahrzehnte nicht ausreichend in der Lage. Es heißt: „Vigo County has five colleges, but few graduates want to stay in the area. And the state has made work-force preparedness a priority, but poverty and its legacies – addiction, neglect, low expectations – have hamstrung the ability of educators to prepare students for work.” Unter diesen Bedingungen seien bereits kleine Fortschritte bemerkenswert, etwa die Steigerung der Four Year Graduation Rate von 20% auf 26%. Vor allem in den technischen Fächern (STEM, kurz für Science, Technology, Engineering and Math) würden noch zu wenige Menschen die Bildungsangebote wahrnehmen und dann auch einen erfolgreichen Abschluss machen.

Sie finden den Beitrag hier.

In den USA sind Themen, die in Deutschland eher im Kontext der beruflichen Bildung diskutiert werden, auch auf der Tagesordnung von eher wissenschaftsbezogenen Einrichtungen wie zum Beispiel dem National Science Board (NSB), dem Beratungs- und Aufsichtsgremium der National Science Foundation (NSF). Aus einer jüngsten Sitzung des NSB berichtet das American Institute of Physics (AIP) und schreibt: „During their first meeting of the year, members of the National Science Board enthusiastically discussed a proposed initiative to better understand and support the ‘blue collar STEM’ workforce.” Die Frage, wie der steigende Bedarf nach technisch anspruchsvoll ausgebildeten Fachkräften auch unterhalb des Niveaus akademischer Ausbildung gedeckt werden könne, stelle sich dringender denn je. In seiner Präsentation argumentierte das NSB-Mitglied Victor McCrary vehement für Maßnahmen zur Schließung der Lücke zwischen akademischer Ausbildung in STEM-Fächern und den zur Zeit noch unzureichend ausgebildeten Arbeitern mit blauen Krägen („Blue Collar“). Das Ergebnis, der „Blue Collar STEM“, ähnelt dabei dem deutschen Facharbeiter.
Die NSF habe bei dem auf einen Umfang von 6 Mio. bis 24 Mio. Stellen geschätzten Arbeitsmarkt für STEM-Berufe (die Schätzungen stammen aus den Science&Engineering Indicators und dem Bericht des Brookings Institutes „The Hidden STEM Economy“) eine wichtige Rolle, zum einen durch Programme wie Advanced Technical Education (ATE), Scholarships in Science, Technology, Engineering, and Mathematics (S-STEM) oder Cyber Corps: Scholarships for Service (SFS). Zum anderen werde ein 1-1,5-tägiges Symposium zum Thema mit der Industrie für den Herbst dieses Jahres vorgeschlagen.

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Sie finden die Präsentation hier.

Alumni-Arbeit

  In drei Beiträgen befasst sich Kathryn Masterson im Chronicle of Higher Education mit Alumni, die ihrer Meinung nach in vielen Fällen noch nicht spezifisch genug kontaktiert und gepflegt würden. Gerade noch sehr junge Ehemalige, so der erste Beitrag, würden mittlerweile eine kommunikationstechnisch und emotional sehr spezifische Ansprache erfordern. Es heißt: „The way people younger than 30 communicate, their motivations for giving money or time, their use of social media, and their different college experiences are bringing about a shift in alumni relations. Colleges and universities savvy enough to recognize these differences are looking for creative and entrepreneurial ways to reach and communicate with their alumni, tweaking and sometimes overhauling college standbys like reunions and annual-fund appeals.”
Der wichtigste Aspekt der traditionellen Alumni-Arbeit, nämlich Aufbau und Pflege einer für das Fundraising ansprechbaren Gruppe von Ehemaligen, sei in den vergangenen Jahren deutlichen Veränderungen unterworfen gewesen. Hätten 2006 im Durchschnitt noch 11,6% der Alumni für die Alma Mater gespendet gehabt, sei diese Form der „alumni participation” zehn Jahre später bereits auf 8,1% abgesunken gewesen. Gegen diesen Trend bewegten sich Einrichtungen wie die Elon University, deren Gruppe von Alumni zu 60% aus entsprechend derzeit noch jungen Absolventen der vergangenen zehn Jahre bestünde. In diesem Umfeld die „alumni participation” von 16% auf 32% zu verdoppeln, habe eine neue Definition dessen erfordert, was man von Alumni erwartet: „Elon started asking its alumni to participate in three ways: as partners, as advocates, and as investors. To be a partner means ‘keeping their Elon IQ up’ (..) by attending events (Elon increased its local chapters from 12 to 37), sharing tweets or other news about Elon on social media, and helping spread Elon’s brand and message. To be an advocate means serving on a board or council and offering job opportunities to Elon alumni and students. And investors are those who make gifts.”
Man habe an Elon verstanden, dass es neben der Frage nach Geld (implizit verbunden mit der Schmeichelei „Du bist so reich, dass Du uns sponsorn kannst”) durchaus noch weitere funktionierende Ansprachen nach einem sehr ähnlichen Muster gibt, nämlich: „Du bist so schlau, dass Du unseren Gruppen-IQ signifikant steigern kannst” und „Du bist so einflussreich, dass Du uns fördern kannst”.

Sie finden den Beitrag hier.

Der zweite Beitrag befasst sich mit der Nutzung von sogenannten „Crowdfunding”-Plattformen wie Kickstarter oder GoFundMe auch durch etablierte Hochschulen wie Cornell University, die ja immerhin (siehe unten) noch über ein Stiftungsvermögen von knapp $5,8 Mrd. verfügt. Hier gehe es in diesem Fall aber vor allem um die Netzwerkbildung. Es heißt: „Cornell started experimenting with crowdfunding in 2013, after professors had begun using third-party crowdfunding sites to raise money for research (..). Cornell wanted to track that money and count it, and started a pilot program. The university was especially interested in learning whether crowdfunding could capture two populations the university was particularly interested in – young alumni and alumni who had not donated to the university before.”

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Die sechs Wege zum Glück einer funktionierenden Beziehung zwischen Hochschulen und ihren Ehemaligen, so der letzte Beitrag in der Reihe, schließe auch den folgenden ein: „Stop what doesn’t work.” Als Beispiel wird Stanford University zitiert, wo man mittlerweile den an anderen Hochschulen noch populären „phone-a-thon fund raiser” aufgegeben habe. Ansonsten haben die Wege zum Glück folgende Straßenschilder: Schnell, also bereits ein Jahr nach Studienabschluss mit Absolvententreffen beginnen, durch besondere „Giving Days” den Eindruck von Dringlichkeit vermitteln, möglichst rasch und transparent die Zahlen eingesammelter Spenden und ihrer Verwendungszwecke kommunizieren, Alumni-Büros an Hochschulen ausbauen und spezialisieren und schließlich neben der Vorbereitung von Veranstaltungen für Ehemalige auch ihre verdiente Nachbereitung (vermutlich hält man Alumi für überdurchschnittlich eitel).

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Entwicklung von Hochschulvermögen in 2016

  Der Chronicle of Higher Education befasst sich in dieser Woche mit Zahlen des „2016 NACUBO-Commonfund Study of Endowments (NCSE)”, also mit Angaben zur jüngsten Entwicklung von Hochschulvermögen durch die National Association of College and University Business Officers (NACUBO). Die Zahlen basieren dabei auf Angaben von 805 US-amerikanischen Hochschulen, die zusammen über ein Vermögen von $515,1 Mrd. verfügen, das allerdings sehr ungleich verteilt ist. So heißt es zu den Zahlen: „While the average endowment was about $639 million, nearly half the participants had endowments that were below $100 million.” Knapper kann man wohl Heterogenität nicht ausdrücken als durch eine Gegenüberstellung von Durchschnitt und Median.
Um zu erläutern, wie es zu dem zerklüfteten Bild einer Landschaft mit acht herausragenden Spitzen gekommen ist, wirft der Chronicle einen Blick zurück in die Entwicklung bei den privaten Einrichtungen seit den 1970er Jahren. 1977 hatten von den privaten Universitäten in den USA acht ein Vermögen von jeweils über $1 Mrd. (inflationsbereinigt für das Jahr 2012). Das Gesamtvermögen von Harvard, Stanford, Princeton, Yale, Columbia, Universities of Chicago, University of Rochester und MIT habe sich dann zwischen 1977 und 2012 von $16 Mrd. auf $112 Mrd. inflationsbereinigt versiebenfacht und dieser Sprung ließe sich auf zwei wichtige Faktoren zurückführen. Zum einen hätte sich das Einsammeln von Spenden intensiviert, zum anderen seien die großen Hochschulvermögen zunehmend professionell und wie Hedge Funds geführt worden. Der Kostenanteil für diese Form von Management sei allerdings in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen: „They [Hochschulen] paid an estimated 60 cents to hedge funds for every dollar in investment returns between 2009 and 2015, according to a report by the Strong Economy for All Coalition.” Kurz gesagt, was den reichsten Hochschulen lange geholfen habe, ihre Vermögen zu mehren, falle ihnen im Moment eher auf die Füße. „Colleges and universities spent an estimated $2.5 billion on fees for hedge funds in 2015 alone.” Hätte man in die Vermögen Index-Aktien angelegt, etwa solche mit direkten Bezug zum Dow Jones Industrial Industrial Average, hätte man sich im vergangenen Jahr über mehr als 13% Rendite freuen können. In der Tat aber habe das Vermögen von Harvard 5% (knapp $2 Mrd.) eingebüßt, die Vermögen der 805 Hochschulen insgesamt im Durchschnitt 1,9%.
Die Ausgaben aus den Vermögen hätten sich laut Bericht allerdings noch an 74% der Einrichtungen in die entgegengesetzte Richtung bewegt, mit einem Ausgabenzuwachsmedian von über 8%. Zu dieser Diskrepanz wird der Präsident der NACUBO, John Walda, mit den Worten zitiert: „These substantial increases in spending from endowments demonstrate the deep commitment colleges and universities have to student access and success. Nonetheless, this year’s results are cause for concern. Continued below-average investment returns will undoubtedly make it much more difficult for colleges and universities to support their missions in the future.”

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Sie finden die Zahlen hier.

Kurznachrichten

  Die New York Times meldet eine Entscheidung des Supreme Court im US-Bundesstaat Kansas, derzufolge die Bildungsausgaben der öffentlichen Hand unangemessen niedrig seien. Es heißt: „The court said black, Hispanic and poor students were especially harmed by the lack of funding, pointing to lagging test scores and graduation rates. The justices set a June 30 deadline for lawmakers to pass a new constitutional funding formula, sending them scrambling to find more money to pay for a solution.” Die republikanische Regierung von Kansas verfolge seit Jahren hingegen eine entgegengesetzte Politik von Steuersenkungen und entsprechendem Rückzug aus der Finanzierung öffentlicher Ausgaben.

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Inside Higher Education meldet die erfolgreiche Verhinderung eines Auftritts von Charles Murray durch Studierende am Middlebury College in Vermont und schreibt: „Middlebury officials said that while they expected a protest and possible disruption, the size of the protest was unexpected, making it impossible to clear the hall. College officials framed the decision to allow the event to take place as being about free speech.” In den Leserzuschriften wird der Wert des Erfolgs der Studierenden auch vor dem Hintergrund der Aufgabe von Hochschulen diskutiert, ein Ort der vorurteilsfreien Begegnung mit möglicherweise auch kontroversen Ideen zu sein, also ein Ort von Forschung und Lehre anstatt ein Ort der „reinen Lehre”.

Sie finden die Meldung und darunter auch die Debatte um die Hochschule als einen Ort der Auseinandersetzung mit kontroversen Themen hier.

Der Chronicle of Higher Education führt Buch über die bildungspolitischen Aussagen des neuen US-Präsidenten, DJ Trump, und seiner Bildungsministerin Betsy DeVos. Es müsste statt „Buch” genauer „Heft” heißen, denn noch passen die wenigen Aussagen bequem auf eine Seite. Ob dies eine eher gute Nachricht ist, oder eine eher schlechte, darüber gehen die Meinungen derzeit noch weit auseinander.

Sie finden die Seite hier.

Inside Higher Education meldet den Erwerb der Education Management Corporation, einem gewinnorientierten Hochschulbetreiber, durch die Dream Center Foundation, einer auf christliche Mission fokussierten Stiftung. Das erhoffte Ergebnis dieser Ehe: „The resulting nonprofit college group will be secular.”

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Die University of Notre Dame, so ein Beitrag auf Inside Higher Education, lade gewöhnlich neue US-Präsidenten ein, in ihrem ersten Amtsjahr die Eröffnungsrede zu Beginn des akademischen Jahres zu halten, und habe nun statt Trump seinen Vize Mike Pence eingeladen. Es heißt: „The Notre Dame announcement Thursday mentioned President Trump only in passing, and noted the links between Pence, a former Indiana governor, and Notre Dame, located in Indiana. One quote in the announcement praised Pence for ‘his own brand of reserved dignity’.”

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