www.daad.orgdaadny@daad.org
DAAD Nordamerika Nachrichten
15. Mai 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Wege zu mehr internationalen Studierenden und mögliche Ziele dabei
  Gehaltsentwicklung an den Fakultäten US-amerikanischer Hochschulen
  Reptilienfonds: Leitung der University of California in der Kritik
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit der Zusammenarbeit von Hochschulen und Rekrutier-ungspartnern bei der Erhöhung des Anteils internationaler Studierender und mit der Ge-haltsentwicklung an den Fakultäten US-amerikanischer Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf eine in dieser Woche aufgedeckte „schwarzen Kasse” an der University of California und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Wege zu mehr internationalen Studierenden und mögliche Ziele dabei

  In einem Gastbeitrag für den Chronicle of Higher Education rät Larry Green, vom Chronicle als „adviser to senior executives in higher education” bezeichnet, Verantwortlichen von Hochschulen, in ihrer Zusammenarbeit mit Rekrutierungspartnern bei der Einrichtungen von „Pathways”, also geeigneten Wegen an die Hochschule, auch mögliche finanzielle Interessen offen anzusprechen. Es heißt im Hinblick auf die Einrichtung dieser Pathways: „What are your priorities for pathways? Greater diversity? Improved student outcomes? Money? Most likely all of them, but what’s the major driver? Given the financial challenges facing higher-education institutions, there is no shame in admitting (at least privately) that money is key.”
Sei dies der Fall, müssten auch die Verhandlungen mit den Partnern im Hinblick auf die Zieler-reichung vor diesem Hintergrund geführt werden, nämlich mit Blick auf Volumina und finanziellen Spielräume der künftigen Studierenden. Würde man Diversität bei den internationalen Stud-ierenden höher einstufen, so müsse man entsprechend schwierigeren Märkten wie etwa derzeit Brasilien höhere Aufmerksamkeit schenken als einfacheren, wie derzeit etwa China. Schließlich, aber immerhin nicht vergessen: „If you care most about student outcomes, then you should em-phasize curriculum and retention tools like support services and make sure your provider has a stellar track record on progression during the pathway program and from pathway to degree.”
Hochschulen sollten vor Abschluss von Verträgen mit Rekrutierungsdienstleistern eine der Bedeutung solcher Verträge angemessene Sorgfalt an den Tag legen, was der Autor noch in über-raschend vielen Fällen vermisse: „I know several public and private institutions that signed 10- to 25-year deals without serious consideration of alternatives. Unless such lengthy deals have clear performance clauses and other ‘out’ options, avoid them.”
Wenn man mit gewinnorientierten „Pathway Providern”arbeite, gäbe es vor allem zu beachten, wie und vor allem mit Hilfe welchen Rekrutierungspersonals diese Dienstleister vor Ort arbeiteten. Eine erhebliche Gefahr für die Marke der Hochschule sehe Green in der Zusammenarbeit mit „Pathway Providern” verglichen mit anderen Risiken nicht: „When I think back to events over the past 10 years, far more damage has been done to institutions’ images by violence on campus than as a result of pathway partnerships.”

Sie finden den Beitrag hier.

Eine Gefahr für die Attraktivität US-amerikanischer Hochschulen für internationale Studierende sieht ein Beitrag des Chronicle allerdings in den überholten und nicht auf Bildungsabschlüsse achtenden Einwanderungsbestimmungen der USA. Es heißt: „The outdated U.S. immigration system that leaves these students few options to work long-term in the United States after they complete their studies. Our recent research report, ‘Opportunity Lost’, written with Gaetano Basso for the Chicago Council on Global Affairs, shows that almost no international students are working in their colleges’ local economies five years after graduation. The United States is becoming a net exporter of global tal-ent.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Sie finden den Bericht hier.

Gehaltsentwicklung an den Fakultäten US-amerikanischer Hochschulen

  Die American Association of University Professors (AAUP) gibt einmal im Jahr unter dem Titel „Annual Report on the Economic Status of the Profession” die Ergebnisse einer Umfrage zu Gehältern an den Fakultäten US-amerikanischer Hochschulen heraus. Die jüngste Ausgabe enthalte laut einem die Zahlen des Report in einer interaktiven Tabelle aufbereitenden Beitrags auf Inside Higher Education Angaben von 380.000 Fakultätsmitgliedern an mehr als 1.000 Hochschulen des Landes.
Ein begleitender Beitrag nennt einige markante Zahlen, etwa die Entwicklung der Gehälter im Gesamtdurchschnitt. Es heißt dazu: „Pay for full-time faculty members rose 2.6 percent this aca-demic year over last, (...) But professors shouldn't get too excited: adjusted for inflation, that amounts to just 0.5 percent.” Im landesweiten, fachlichen und institutionstypischen Durchschnitt komme ein Full Professor derzeit auf ein Jahresgehalt von etwas über $100K; an Columbia University (eine Forschung-shochschule in einer Hochlohnregion wie New York City) erhalten Full Professors laut Tabelle im fachlichen Durchschnitt $244K pro Jahr und fast $300K als „Total Compensation”. Die mehr als 1.000 Full Professors an Harvard University erhalten jeweils im Durchschnitt knapp $290K als „To-tal Compensation”. Die University of Michigan hat an ihrem Flaggschiff-Standort in Ann Arbor mehr als 1.100 Full Professors mit einer „Total Compensation” von durchschnittlich jeweils etwas über $200K auf der Gehaltsliste.
Die seit bereits Jahrzehnten andauernde Verschiebung der Fakultätszusammensetzungen weg von entfristeten bzw. auf Entfristung ausgerichteten Stellen hin zu den deutlich kostengünstigeren Lehrbeauftragten finde wieder einmal kritische Beachtung durch die (AAUP). Hierzu heißt es: „With fewer tenured and tenure-track positions, U.S. higher education is less likely to be an engine for pedagogical and research innovation, since non-tenure-track faculty usually have less freedom to take risks in the classroom and in the laboratory.”
Der Beitrag verweist auch auf die für Inside Higher Education exklusiv aufbereiteten Zahlen zur Gender Parity Ratio, also dem Einkommensverhältnis zwischen Professorinnen und Professoren. Hierzu heißt es: „While ratios are high at many institutions, some – including Vanderbilt University – have achieved virtual pay parity (99.6) [Gleichheit läge bei 100]. Some institutions even have higher average professor salaries for women than for men: Notre Dame of Maryland University, for example, has a ratio of 111.9.”

Sie finden die Zahlen hier.

Sie finden den Beitrag hier.

Reptilienfonds: Leitung der University of California in der Kritik

  Die zehn Standorte umfassende und gut 250.000 Studierende zählende University of California (UC) ist der forschungsbezogene Teil der öffentlich finanzierten Hochschullandschaft im US Bundesstaat Kalifornien (das gemessen an Studierenden fast doppelt so große California State University System mit seinen 23 Campi ist dagegen eher berufsbezogen. Das California Community College System umfasst schließlich noch einmal 113 Standorte).
Die UC hatte im vergangenen Jahr ein Gesamtbudget von gut $28 Mrd. und derzeit ein Stiftung-svermögen von gut $14 Mrd. An der Spitze der UC steht seit drei Jahren Janet Napolitano, zwischen 2008 und 2013 Heimatschutzministerin in der Regierung Obama.
Seit vergangenen Dienstag stehe Frau Napolitano laut einer Meldung der Mercury News aufgrund eines Berichts des zuständigen Rechnungshofs im Kreuzfeuer der Kritik. Es heißt: „A scathing state audit Tuesday accused University of California President Janet Napolitano’s office of hiding tens of millions of dollars [laut Bericht $175 Mio.] in reserves – even from its own board of regents – and creating a secret spending plan, while also padding the salaries and benefits of her staff.”
Der Untersuchungsbericht kritisiert auch auf einen starken Anstieg der Kosten für die Leitung der Hochschule. Es heißt: „While it appears that the Office of the President’s administrative spending increased by 28 percent, or $80 million, from fiscal years 2012–13 through 2015–16, the Office of the President continues to lack consistent definitions of and methods for tracking the university’s administrative expenses.”

Sie finden die Meldung hier.

Sie finden den Untersuchungsbericht hier.

Der Chronicle of Higher Education zitiert eine erste Stellungnahme des kalifornischen Gouverneurs Jerry Brown, der derzeit noch volles Vertrauen in die Präsidentin der UC habe und sich noch mit den Worten vernehmen lasse: „Most people think she’s doing a good job.” Er sei allerdings auch der Ansicht, einige Gehälter im derzeit mit $686 Mio. bei 1.700 Angestellten ausgestattete Presi-dent’s Office der UC seien deutlich zu hoch.

Sie finden diese Meldung hier.

Ein Beitrag auf Inside Higher Education berichtet unterdessen von einem Budgetvorbehalt im Haushalt des Bun-desstaats. Governeur Brown wolle $50 Mio. an öffentlichen Zuwendungen an die UC bis auf weiteres einfrieren und als Druckmittel zur Aufklärung der Affäre verwenden. Er wird dazu mit den Worten zitiert: „I put that $50 million in there so we can hold their feet to the fire.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Kurznachrichten

  Eine Untersuchung des Manhattan Institutes wirft einen Blick auf die Verschiebung in den öffentlichen Haushalten der für die Finanzierung von Hochschulbildung zuständigen Bundesstaaten in den USA und schreibt: „State funding for higher education is nearly $10 billion (adjusted for inflation) below what it was in 2008.” Bei weitem wichtigster Faktor in dieser Entwicklung seien die stark angestiegenen Ausgaben für Ruhestandsgehälter (+61% zwischen 2000 und 2016). Hierzu heißt es: „Today, state and local public-sector pensions rank just below the federal entitlements of Medicare, Medicaid, and Social Security as America’s most pressing fiscal challenge.” Bildungsausgaben seien vor allem deshalb „on the chopping block”, weil Pensionsansprüche vergleichsweise schwerer zu beschneiden wären. Doch leide dabei die Zukunft: „Without pension reforms, states will be unable to create the conditions that enable present and future generations of young men and women to move up the mobility ladder and contribute to the nation’s prosperity.”

Sie finden den Bericht hier.

In einem Beitrag für den Globe and Mail preist der Präsident der University of Toronto, Meric Ger-tler, Investitionen der Firma Uber in Vector, ein in Toronto entstehendes Forschungszentrum für künstliche Intelligenz und autonomes Fahren, als einen großen Gewinn für Kanada, und schreibt: „For too long, we have watched our best and brightest talent in burgeoning fields like artificial in-telligence pack their bags to leave Canada and make their future elsewhere.” Er hoffe, dass Investi-tionen wie diese im Rahmen einer entsprechenden Strategie der kanadischen Bundesregierung den Brain Drain gerade im Hinblick auf die USA und Großbritannien in einen Brain Gain verwan-deln könne: „All this comes at a time when countries such as the United States and Britain are turning inward. The formation of Vector and the new federal strategy are generating unprecedented global buzz and momentum, and attracting new talent to Canada.”

Sie finden den Beitrag hier.

Die New York Times befasst sich mit dem deutlich geringeren Interesse des US Department of Ed-ucation unter der neuen Bildungsministerin Betsy DeVos an Reglementierung und Kontrolle gewinnorientierter Hochschulen und schreibt: „Ms. DeVos has brought aboard officials who have worked in the for-profit college sector and have expressed skepticism about the Obama administra-tion’s aggressive regulation and enforcement.”

Sie finden diesen Beitrag hier.
www.daad.org daadny@daad.org