www.daad.orgdaadny@daad.org
DAAD Nordamerika Nachrichten
12. Februar 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Jüngste Zahlen des Council of Graduate Schools (CGS)
  NAICU-Jahrestreffen
  Entwicklung der US-Hochschullandschaft
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den jüngsten Zahlen des Council of Graduate Schools (CGS) zur Entwicklung des Interesses internationaler Studierender an Graduate-Programmen in den USA und mit dem jüngsten Jahrestreffen der National Association of Independent Colleges and Universities (NAICU). Wir werfen zudem einen weiteren Blick auf Parameter für die Entwicklung der US-Hochschullandschaft und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Jüngste Zahlen des Council of Graduate Schools (CGS)

  Der Council of Graduate Schools (CGS) hat mit „International Graduate Applications and Enrollment” die jüngsten Zahlen zu Einschreibungen und Bewerbungen internationaler Studierender für Graduate-Programme an dem CGS-Mitgliedshochschulen vorgelegt. Während sich die Zahl der Einschreibungen mit einem Zuwachs von 5% klar im Rahmen der Entwicklung der vergangenen Jahre bewege, habe es zuletzt einen Dämpfer bei den Bewerbungszahlen gegeben, die nur noch um 1% und damit deutlich geringer als in den Vorjahren gestiegen seien. Innerhalb dieser Trends seien zwei einzelne Aspekte bemerkenswert: „International graduate applications and first-time enrollment from Saudi Arabian students have dropped by -20% and -13%, respectively, and the whole Middle East & North Africa region saw similar declines. While application counts of prospective European graduate students to U.S. institutions remained the same, first-time enrollment of European graduate students at U.S. institutions rose by 8%, ending a trend of declining enrollment growth rates.”

Sie finden die Zahlen hier.

Die Presseerklärung sieht die Zahlen als einen weiteren Beleg für die anhaltende internationale Attraktivität US-amerikanischer Graduate Programme, stellt sie aber auch in den Kontext der jüngsten politischen Entwicklungen. Die Präsidentin des CGS, Suzanne Ortega, wird dazu mit den Worten zitiert: „We can’t take that position for granted. Universities in the U.S. and around the world are waiting to see the potential impact of the uncertain policy environment on the mobility patterns of international graduate students. We must ensure that the U.S. remains an attractive and viable place for the world’s most talented students to pursue education and research.”

Sie finden die Presseerklärung hier.

Ein Beitrag des Chronicle of Higher Education wirft einen genaueren Blick auf die Zahlen und arbeitet heraus, dass vor allem das Interesse aus den beiden wichtigsten Herkunftsländern internationaler Studierender in den USA nachgelassen habe, nämlich aus China und Indien, aus denen die Hälfte aller internationalen Studierenden in den USA und Zweidrittel der internationalen Studierenden in Graduate-Programmen kommen. In ingenieurwissenschaftlichen Fächern, in denen 25% der ausländischen Graduate Students studierten, sei die Nachfrage um 3% gesunken. Das Wichtigste an den jetzt vorgelegten Zahlen sei allerdings, dass sie eine Momentaufnahme aus einer Zeit widerspiegelten, als noch die wenigsten mit einem Wahlsieg von Trump rechneten. Während des Wahlkampfs durchgeführte Umfragen hätten im vergangenen Jahr ergeben gehabt, dass Zweidrittel aller Befragten die Auswahl ihres Ziellandes bei einem Wahlsieg von Trump noch einmal überlegen wollten.
Nun sei Trump gewählt. Während von der jüngsten Maßnahme seiner Regierung, die Einreisebeschränkungen für Staatsbürger aus sieben, vorwiegend muslimischen Ländern, direkt nur 2% des Marktes mit internationalen Studierenden betroffen sei, sei die Lage psychologisch gesehen insgesamt im Augenblick sehr volatil. In den Worten eines Beraters für Studierendenmo-bilität in China: „Trump is such a loose cannon that all it might take is one tweet about Chinese students taking all the spots at American colleges, and China could blow up.”
Schließlich könne auch eine wachsende Furcht in China vor einem Brain Drain oder vor wachsendem Einfluss westlicher Werte im Land zu Restriktionen aus China im Hinblick auf die internationale Mobilität führen. Es heißt: „Concern about a brain drain and about exposure to Western values, meanwhile, has led China to invest in improving its own universities. Communist Party officials have also sought to halt the explosive growth of internationally focused high-school programs, which have become a fertile pipeline to overseas study.”

Sie finden den Beitrag hier.

Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit der Begründung des jüngsten Gerichtsurteils, mit dem die von der Trump-Administration erlassenen Einreiseverbote außer Kraft gesetzt bleiben, und schreibt: „The travel ban’s impact on public colleges and universities played a key role in the appellate panel’s unanimous decision.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Der Hechinger Report erörtert den Zusammenhang zwischen der als ausländerfeindlich wahrgenommenen Immigrationspolitik der neuen US-Administration und einem möglichen Kostensprung für einen Hochschulbesuch in den USA auch für die Landeskinder. Weil internationale Studierende an einigen Hochschulen mit ihren Studiengebühren einen nennenswerten Deckungsbeitrag leisteten, müsste ein Rückgang dieser Mittel infolge eines nachlassenden Interesses aus dem Ausland unter Umständen durch höhere Studiengebühren für Landeskinder aufgefangen werden. Es heißt: „Scores of U.S. schools have come to rely on interna-tional students to keep their budgets in the black. At public universities in particular, international students usually pay full nonresident tuition and, in some cases, additional fees, which has helped these institutions weather downturns in state funding without raising tuition as much as they might have had to otherwise. That could make the immigration order must more disruptive to higher ed-ucation than has previously been understood.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

CBC News sieht in der jüngsten Entwicklung in den USA eine Chance für kanadische Hochschulen, sich einen größeren Anteil des Geschäfts mit internationalen Studierenden zu sichern und zitiert den Präsidenten von Universities Canada, Paul Davidson, zum gestiegenen Interesse von US-Amerikanern an Studienangeboten in Kanada nach der Präsidentschaftswahl im November mit den Worten: „This isn’t going to happen overnight, but the phones started ringing in mid-November and they haven’t stopped ringing.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

NAICU-Jahrestreffen

  Auf dem jüngsten Treffen der National Association of Independent Colleges and Universities (NAICU) sind Ergebnisse einer Umfrage unter Präsidenten privater Hochschulen veröffentlicht und diskutiert worden. Die Zahlen repräsentieren dabei einen speziellen Ausschnitt aus der Hochschullandschaft, nämlich Einrichtungen mit durchschnittlichen Studiengebühren in Höhe von $30K pro Jahr, Studierendenzahlen von durchschnittlich leicht über 1.100 und einem überdurchschnittlichen Anteil von Hochschulen mit religiöser Bindung (66%). In den Führungsetagegen würden zwei Themen als die wichtigsten externen Herausforderungen dieser Hochschulen wahrgenommen: Knapp zwei Drittel nennen die Fähigkeit der Familien von Studierenden, die Studienkosten zu tragen, als wichtigste Herausforderung, immerhin noch knapp die Hälfte benennen die Bereitschaft dazu als die wichtigste Herausforderung. Damit korrespondiert eine Sorge um einen wachsenden Anteil der kommenden Studierendenkohorten, der sich den öffentlichen Hochschulen zuwenden würde.

Sie finden die Auswertung der Umfrage hier.

Ein Beitrag auf Inside Higher Education zitiert einen Blog eines der Autoren der Umfrage mit den Worten: „Sticker shock affects even families with the ability to pay.” Während sich die weit überwiegende Mehrheit der Studierenden an vierjährigen Einrichtungen zurzeit in Studiengängen mit Durchschnittskosten von knapp $12K für Studiengebühren befänden, läge der „Sticker Price” für die Angebote an privaten Hochschulen als Ergebnis einer inflationsbereinigten Verdopplung in den vergangenen 27 Jahren fast dreimal so hoch. Da werde die Frage nach einem noch sinnvollen Preis-Leistungs-Verhältnis deutlich hörbarer formuliert.
Der Beitrag nimmt zudem Bezug auf eine bereits vor knapp zwei Jahren unter dem Titel „University Reputation and the Public” vorgelegte Untersuchung, nach der die Frage nach dem, was eine Hochschule leisten solle, außerhalb der Hochschulen eine deutlich andere Antwort finde als innerhalb der Hochschulen. Es heißt: „71 percent of academics thought it was more important to provide a well-rounded education vs. tools for a successful career. In contrast, 44 percent of the public thought the well-rounded education was more important.”

Sie finden den Beitrag hier.

Sie finden „University Reputation and the Public” hier.

Entwicklung der US-Hochschullandschaft

  In der vergangenen Ausgabe hatten wir uns mit den möglichen Veränderungen der US-Hochschullandschaft unter besonderer Berücksichtigung kleiner, privater Colleges vor dem Hintergrund von sich verändernden Parametern im Hinblick auf die demografische Entwicklung und im Hinblick auf den Bildungsbedarf befasst. Ende vergangener Woche brachte die Washington Post einen Beitrag, der das Themenfeld mit den folgenden Angaben quantifizierte: „About 40 percent of American colleges enroll 1,000 or fewer students. Another 40 percent enroll 1,000 to 5,000 students. These campuses, clustered mostly in the Northeast and upper Midwest, are employment and cultural anchors in their communities, where other industries have fallen on hard times in recent decades.”
Eine der treibenden Kräfte der Entwicklung sei demografischer Natur und vor allem in den Gegenden der USA zu spüren, in denen die kleinen, privaten Hochschulen hauptsächlich vertreten seien. Die Konkurrenz im kleiner gewordenen Markt habe zu einer bislang ungekannten „Rabatt-Schlacht” geführt, in dessen Folge der durchschnittliche Preisnachlass für Studienanfänger gegenüber dem „Sticker Price” auf mittlerweile 47% gestiegen sei. Doch hätten selbst die Rabatte den Rückgang der Studierendenzahlen nicht entscheidend aufhalten können: „There is evidence that even discounting tuition no longer works in attracting students. More 40 percent of small pri-vate colleges missed their goal for enrollment or tuition revenue last year.”

Sie finden den Beitrag hier.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Washington Post eine Ära der Konsolidierung in der US-amerikanischen Hochschullandschaft prognostiziert und geschrieben: „More than 800 campuses exhibit a range of risk factors putting them in jeopardy of closing. Those risk factors include en-rollments under 1,000 students, discounts that reduce tuition by more than 35 percent, and high debt payments for campus improvements that have been made in recent years.” Während in vielen anderen ökonomischen Bereichen unter solchen Bedingungen längst eine Flurbereinigung per Merger & Acquisition stattgefunden hätte, sei die Hochschullandschaft gegenüber derartigen Marktmechanismen lange durch Subventionen, Regelementierungen und auch Traditionen abgeschirmt gewesen. Dies erweise sich heutzutage als nicht mehr nachhaltig: „If the current rich diversity of the American higher-education system has any hope of existing another few centuries, campuses needs to rethink their long-held position that the best way to survive is to operate on their own.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Kurznachrichten

  Die neue Bildungsministerin Betsy DeVos benötigte für ihre Senatsbestätigung in dieser Woche die Stimme des Vizepräsidenten, weil sie die republikanische Senatsmehrheit nicht hinter sich vereinen konnte. Die New York Times nennt ihre Bestätigung in einem Editorial einen Triumph der Ignoranz und schreibt: „Ms. DeVos is the perfect cabinet member for a president determined to appoint officials eager to destroy the agencies they run and weigh the fate of policies and programs based on ideological considerations.”

Sie finden den Beitrag hier.

MacLeans meldet eine hohe Beteiligung von Akademikern in Kanada an der weltweiten Bewegung, wegen des deutlich verschlechterten Klimas infolge der neuen US-Administration Veranstaltungen in den USA zu boykottieren. Es heißt: „Hundreds of professors at universities across the country have joined more than 6,200 academics around the world pledging to stay away from international conferences held in the United States. Some Canadian groups have gone further, either reschedul-ing previously booked conferences or breaking ranks with counterparts in the U.S. who discourage such boycotts.” Josh Neufeld, ein Biologieprofessor an der University of Waterloo in Ontario, wird zu dem Dilemma vieler Wissenschaftler, sich ohne das Risiko beruflicher Nachteile nicht an einer tätigen Meinungsäußerung zur neuen US-Regierung beteiligen zu können, mit den Worten zitiert: „I can make these decisions without the types of repercussions to one’s career and family that perhaps others cannot. So I’ll do that, and I’ll do that on behalf of others who perhaps cannot.”

Sie finden die Meldung hier.

Die New York Times beziffert in einem Beitrag den Umfang von populären steuerbegünstigten Sparpläne für die Finanzierung von Hochschulbesuchen in den USA, sogenannten „529 Plans”, und schreibt: „Total investment in 529 plans reached $253 billion in 2015, according to the College Savings Plans Network.” Je näher die Zuteilungsreife rücke, also das Collegealter der Kinder, desto konservativer sollten die Anlagestrategien im Portfolio sein, um nicht die Sparziele zu gefährden.

Sie finden den Beitrag hier.

Der Chronicle of Higher Education befasst sich in dieser Woche in einem Special Report mit den Eltern von Kindern, die erstmalig in der Familie den Besuch einer Hochschule planen. In einem „College 101 for Parents” heißt es: „Research shows that family engagement is critical to student success in school and college. (..) Yet surveys also show that many parents of first-generation students aren’t sure what it takes to be effective partners and advocates for their children.” Diese Lücke zu schließen, gäbe es mittlerweile Organisationen wie die American Dream Academy, eine Einrichtung der Arizona State University (ASU), die an den Oberschulen im ASU-Einzugsgebiet entsprechende Seminare anbiete.

Sie finden diesen Beitrag hier.
www.daad.org daadny@daad.org