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DAAD Nordamerika Nachrichten
2. April 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Hochschulen und Regionalentwicklung
  US Bundeshaushalt und Bildung
  Hochschulmarketing
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit einem Beispiel von Auswirkungen von Forschungshoch-schulen auf die ökonomische Entwicklung von Regionen und mit ersten Abschätzungen, wohin sich die USA unter der Trump-Regierung bildungspolitisch entwickeln könnte. Wir werfen zudem einen Blick auf zwei Beiträge zu Marketingstrategien von Hochschulen und schließlich auf ver-schiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine für Sie interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Hochschulen und Regionalentwicklung

  Der Chronicle of Higher Education befasst sich mit zwei erkennbar unterschiedlichen wirtschaftlichen Dynamiken verschiedener Regionen im US-Bundesstaat North Carolina. Da seien zum einen viele Gegenden, die früher dank Textil- und Möbelindustrie oder dank Tabakanbau florierten und die aus verschiedenen Gründen mit den Strukturveränderungen nicht so Recht klar kämen, und dann gäbe es die wenigen Standorte von öffentlich finanzierten und privaten Forschungshochschulen, die als ökonomische Motoren fungierten. Das Ergebnis: „Today, there is not just one North Carolina. There are two.”
Das Wahlverhalten bei den letzten Präsidentschaftswahlen habe dies noch einmal verdeutlicht. Während Donald Trump vor allem in den ländlichen Regionen und bei den weniger gebildeten Wählern punkten konnte, die sich Sorgen um ihre Zukunft machten, war Hillary Clinton vor allem in zwei urbanen Verdichtungsräumen mit hohem Bildungsniveau sehr erfolgreich: „Charlotte, a banking hub, and, by an even more lopsided margin, Raleigh, home to the state’s three most pro-minent universities and a burgeoning high-tech sector.”
Der heutige Erfolg vor allem des Research Triangles von Raleigh habe allerdings eine längere Ge-schichte, die bis in die frühen 1950er Jahre reiche, als man als Reaktion auf eine ökonomische Strukturkrise auf die Entwicklung der Grundlagen einer deutlich mehr wissensbasierten Wirtschaft legte. Man habe allerdings Geduld gebraucht: „The strategy, however, was not an immediate suc-cess, says Albert N. Link, a professor of economics at the University of North Carolina at Greens-boro, who has written a history of Research Triangle Park. Companies at the time typically main-tained their own research facilities near their manufacturing sites, and there were few other exam-ples of deliberate efforts to create high-tech hubs. At one point, the research park had to borrow money to keep going. But, slowly, the park began to attract tenants, first IBM and the U.S. Depart-ment of Health, then others.” Mit mehr als 200 Firmen und 46.000 Beschäftigten sei der Research Triangle Park einer der weltweit größten Verdichtungen von Forschung und daraus entstehender Anwendung mit einem dem Bildungsniveau entsprechenden, überdurchschnittlichen Einkom-men.
Ab einem gewissen Punkt würden die durch politische Entscheidungen herbeigeführten Standort-vorteile dann Eigendynamik nach folgedem Muster entwickeln, die für andere Regionen dann einen Nachteil bedeuten könnten: „In economics, the principle is known as agglomeration. If a region has a critical mass of a certain resource – in the Research Triangle’s case, skilled workers and high-tech expertise – it has a built-in advantage in attracting more of the same. Even the recession was just a brief blip in the region’s economy, a momentary downturn. If the Research Triangle at-tracts new residents like moths to a flame – 65 people move to Wake County every day – that brain gain can come at the expense of other parts of the state.”

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Die kanadischen CBC News melden derweil, dass in der Provinz Saskatchewan die öffentlichen, direkten Zuwendungen an die dortigen Hochschulen aufgrund der angespannten Haushaltssituati-on um 5,6% gekürzt werden müssten. Der amtierende Provost der University of Saskatchewan (U of S), Michael Atkinson, sei allerdings zuversichtlich, die Einsparungen nicht aus den Angeboten der Hochschule erbringen zu können. Er wird mit den Worten zitiert: „It'll probably hit, eventually, in terms of staff and even faculty because that's where the bulk of our costs are, but that's not where we will go first to look for savings.”

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Obgleich die jüngsten Haushaltskürzungen bei der U of S die deutlichsten Einschnitte in der Ge-schichte der Hochschule seien, so eine Pressemitteilung der Universität, würde es nichts an den Zielen der U of S ändern, ein ökonomischer Motor der Provinz zu bleiben. Allerdings nun unter erschwerten Bedingungen, wozu der Präsident der U of S, Peter Stoicheff, mit den Worten zitiert wird: „We are disappointed and troubled by the signal this budget sends. Our university is a major economic driver in Saskatchewan and contributes more economic benefit to its region than almost any other university in the entire country. In 2014, about $1.2 billion of Saskatchewan’s economy was tied to the U of S. Continued reductions to our university will jeopardize the long-term eco-nomic future of our province.”

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US Bundeshaushalt und Bildung

  Das American Institute of Physics (AIP) meldet, dass die US/Regierung das Parlament gebeten habe, auch in dem noch bis Ende September laufenden Haushalt (FY 2017) erhebliche Streichungen aus Ansätzen nicht-militärischer Forschung vorzunehmen. Es heißt: „To fund an immediate increase in military spending and a southern border wall, the Trump administration has asked Congress to impose $18 billion in cuts to the fiscal year 2017 non-defense discretionary budget (...).” Wenngleich der Wunsch des Weißen Hauses für den Kongress nicht verbindlich sei und derartig umfangreiche Einschnitte ein knappes halbes Jahr vor Ablauf des Haushalts kaum umsetzbar seien, würden sich in den Streichungsvorschlägen dieselben Prioritäten wie im Entwurf zum Haushalt 2018 („Blueprint“) widerspiegeln.

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Gemessen an den Summen großer Haushaltsposten sind zahlreiche Ansätze für Programme des Department of Education eher „Kleingeld”, was sie allerdings nicht vor Streichungsplänen schützt. In einer 13-seitigen Tabelle geht Politico ins Detail und findet als einen Streichkandidaten das bis-lang mit $28 Mio. ausgestattete Advance Placement Programm, zu dem es heißt: „This program supports State and local efforts to increase access to Advanced Placement (AP) and International Baccalaureate (IB) courses for students from low-income families.” Diese Mittel möchte das Weiße Haus gerne anders verwenden.

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Der „Sweet Spot” des Lebens in der Vorstadt definiert sich für US-amerikanische Familien mit schulpflichtigen Kindern in einer Matrix aus drei wesentlichen, oft einander zuwiderlaufenden Faktoren: Qualität der Schule, Entfernung zum Arbeitsplatz und Preise für das Wohnen. Die New York Times hat nun für zahlreiche urbane Verdichtungsräume diese Matrizen mit Hilfe von Daten des Stanford Education Archive, des Census Bureau und einer Maklerfirma erstellt und lässt dabei ein Bild schroffer Gegensätze erkennen: Im Umkreis von durchschnitt-lichen Pendlerzeiten unter 30 Minuten um Manhattan herum kann man etwa in Asbury Park Immobilien für leicht unter $2K pro Quadratmeter erwerben, muss dann aber seine Kinder entweder für etwa $30K pro Jahr und Kind in die Privatschule stecken oder in eine öffentliche Schule, die im Schnitt 2,4 Notenpunkte unter dem Durchschnitt liegt. Ist einem hingegen sowohl an öffentlichen Schulen gelegen, als auch dem Wohl der eigenen Kinder, dann würde sich etwa Montauk Union anbieten, wo der Notendurchschnitt an öffentlichen Schulen 1,6 Notenpunkte über dem Durchschnitt liegen. Entsprechend teuer sind dort allerdings mit fast $7K pro Quadrat-meter die Immobilien.

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In einem weiteren Beitrag berichtet die New York Times von einer Rede der neuen Bildungsminis-terin Betsy DeVos bei der Brookings Institution und zitiert daraus unter anderem den von ihr vor-geschlagenen Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik: „Our nation’s commitment is to provide a quality education to every child to serve the greater public, common good. Accordingly, we must shift the paradigm to think about education funding as investments made in individual children, not in institutions or buildings.” Mit Blick auf die von der Regierung vorgeschlagene Kürzung des föderalen Bildungshaushalts um 13,5% gab sie sich überzeugt davon, dass Geld für öffentliche Schulen kein Allheilmittel sei. Angesichts ihres derzeit auf knapp $600 Mio. geschätzten Vermö-gens dürften kaum Zweifel an ihrer Kenntnis von der Heilkraft des Geldes bestehen.

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In einem Interview mit der Mathematikerin und Pianistin Eugenia Cheng fragt der Chronicle of Hig-her Education nach der grundlegenden Bedeutung von Mathematik für die Liberal-Arts-Ausbildung. Sie antwortet: „We need to go back to the drawing board to think about why we are teaching math. There are three broad reasons to think math is important. One is direct use, which consists of things like understanding statistics so that people can’t be fooled by media misrepresentations. Then there’s math so people are equipped to go on to science and engineering careers – and that’s important to those people. But there’s something else, and that’s just how to think clearly. And a liberal-arts system should be about becoming a human being who can think clearly.”

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Hochschulmarketing

  Ken Pasternak benennt auf Inside Higher Education fünf Elemente von Strategien zur Entwicklung einer „Great University Brand” und schreibt: „Great brands are built by the sum total of promises made – and fulfilled – that add up to meaningful and lasting relationships.” Zum einen unterscheide sich die Entwicklung einer „Marke” von einer bloßen Kampagne dadurch, dass erstere zur Kultur der Hochschule gemacht würde (Element 1) und kontinuierlich weiterentwickelt würde (Element 5). Die Marke müsse sich zudem von innen heraus entwickeln (Element 2) und nach innen Leitlinien zum Verhalten anbieten (Element 3). Nicht zu unterschätzen sei schließlich die Bedeutung von Disziplin bei Entwicklung und Pflege einer Marke: „Great brands also tell you what they are not, by making very clear decisions about what they will or will not do or say. One of the best examples of this is Apple. They are simplicity embodied. They have committed to making far fewer products than Samsung or GE, while achieving greater sales and building a much more valuable brand. In marketing, they rally around a few simple themes each year, which keeps the brand fresh and shows how focus brings their promise to life in powerful ways.”

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Eric Sickler, seit drei Jahrzehnten in beratender Funktion mit der Markenentwicklung von Hochu-len befasst, nimmt in einem Beitrag für Inside Higher Education eine Typisierung von akademi-schen Identitätsentwicklungen vor. Das eine Extrem seien Einrichtungen des Typs A: „Pole A schools have an informed and confident sense of self. Members of the campus community gener-ally trust and respect their leaders. There’s a shared sense of an inspired institutional vision among their most important constituent groups, both on and beyond campus. Shared strategic priorities, market research, and a reverence for mission and heritage are considered in tandem when making nearly every decision across the campus.” Das andere Extrem – Pole Z schools – sei durch Aktionismus und dadurch gekennzeichnet, dass sich über Ziele der Aktionen frühestens nach deren Beginn verständigt würde. Er führt aus: „In terms of student recruitment, they believe, creating more academic programs or giving faculty favorites more clever names, offer the best hope of turning around declining enrollments. In terms of alumni relations and advancement, they focus on refreshing the annual fund appeal every couple of years or attempting a capital campaign once a decade. They often hear, ‘You only ever contact me for money!’ from their base.”

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Kurznachrichten

  Der Chronicle of Higher Education befasst sich in einem Beitrag mit Versuchen an Hochschulen, durch Zusammenarbeit mit anderen Colleges und Universitäten kosteneffizienter zu arbeiten, und schreibt: „Colleges are teaming up to save money on administrative costs by sharing programs, services, or purchases, and are learning how to operate more efficiently by picking up tips from their partners.” Zu den im Beitrag erwähnten Verbünden zählen das Quaker Consortium, eine Zusammenarbeit von Haverford, Bryn Mawr, Swarthmore und der University of Pennsylvania, ein 11 Mitglieder umfassendes Pennsylvania Consortium for the Liberal Arts und das Liberal Arts Consortium for Online Learning (Lacol).

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Daniel Woolf, Vice Chancellor der kanadischen Queens University, fragt in einem Beitrag auf Uni-versity Affairs, ob sich die Privatwirtschaft nicht für die Unterstützung der Doktorandenausbildung gewinnen ließe, und schlägt als Gegenleistung für ein entsprechendes Promotionsstipendium das Zugriffsrecht der finanzierenden Firmen auf die ersten Berufsjahre der Absolventen vor. Nur durch Veränderungen bei der Ausbildung hochqualifizierter Kräfte könne Kanada im Hinblick auf eine wissensbasierte Erwerbsgesellschaft mit seinen Peers in der OECD mithalten. Es heißt: „The cur-rent model of relations between business and the university, built mainly on patents and licenses, has served us all well for decades. But the world has changed, and we need as a country to raise our game and examine other models of integration. If we do not, we run the risk of losing the next generation of research leaders.”

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Ein Beitrag im Times Colonist zitiert von Statistics Canada ermittelte Zahlen, nach denen 2012 die Summe von Studienschulden in Kanada bereits Can$28,3 Mrd. erreicht gehabt hätte, und warnt mit dem Bild einer ticken-den Zeitbombe vor den gesellschaftlichen Folgen hoher Studeinschulden: „Surveys conducted by business jour-nals such as The Atlantic and Kiplinger suggest that young men and women struggling under the burden of stu-dent debt are postponing marriage, childbearing and home purchases. Student debt also limits the percentage of young people who start a business or try to do something entrepreneurial.” Zum Vergleich: In den USA rech-net man derzeit mit einer Summe von $1,4 Bio. an Studienschulden bei einer gemessen an Kanada knapp neun-mal so großen Gesamtbevölkerung.

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Times Higher Education betont in einem Beitrag die Bedeutung berufspraktischer Bestandteile in der Hochschul-bildung für die Chancen am Arbeitsmarkt nach dem Abschluss und fragt, ob derartige Module nicht verbindlich gemacht werden sollten. Deutlich höhere Jobchancen bei Absolventen (40%) und entsprechend deutlich gerin-gere Arbeitslosigkeit (32%) würden eine klare Sprache sprechen.

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