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DAAD Nordamerika Nachrichten
19. März 2017

 Die Themen dieser Woche:
  Haushaltspläne der Regierung Trump
  Aufbauarbeiten am Elfenbeinturm?
  Abrissarbeiten am Elfenbeinturm?
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit den Plänen des Weißen Hauses für das am 1. Oktober be-ginnende Haushaltsjahr 2018 und mit der zurzeit wachsenden Popularität der Young Democratic Socialists an US-amerikanischen Hochschulen. Wir werfen zudem einen Blick auf Bemühungen kanadischer Hochschulen, die Kluft zwischen Akademia und dem Rest der Welt zu überbrücken, und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine für Sie interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Haushaltspläne der Regierung Trump

  Das Office of Management and Budget (OMB) hat jetzt Präsident Trumps Vorstellung vom kommenden, am 1. Oktober dieses Jahres beginnenden Bundeshaushalt vorgelegt. Entsprechend Trumps Schlagworten im Wahlkampf trägt das Dokument den Titel „America First: A Budget Blueprint to Make America Great Again”.

Sie finden den Blueprint hier.

In seinen Grundzügen war der Haushaltsplan bereit Ende Februar durch OMB-Direktor Mick Mulva-ney auf einer Pressekonferenz des Weißen Hauses vorgestellt worden. Da hieß es: „The top line defense discretionary number is $603 billion. That’s a $54-billion increase – it’s one of the largest increases in history. (..) The topline nondefense number will be $462 billion. That’s a $54-billion savings. It’s the largest-proposed reduction since the early years of the Reagan administration.”

Sie finden das Protokoll der PK hier.

Ein Beitrag in der New York Times bemerkt zum einen die nur rudimentäre Ausarbeitung des Haushaltsplans, also die Auslassung wesentlicher Details, ganz als sei man noch im Wahlkampf. Paul Krugman zitiert in einem Beitrag für die New York Times dazu etwa den Budget-Experten Stan Collender mit den Worten: „This is not a budget. It’s a Trump campaign press release masquerad-ing as a government document.” Zum anderen wird der Haushalt als eines der doch recht häufigen Scharmützel bezeichnet, die Republikaner gerne mit Haushaltsarithmetik ausfechten. Vor dem Hin-tergrund des Versprechens, den Haushalt insgesamt konsolidieren und sogar Schulden abbauen zu wollen, würden zum einen um 10% steigende Verteigigungsausgaben, zum anderen die bislang noch nicht widerrufene Zusage, die großen Entitlement-Programme wie Social Security (Rente), Medicare (Krankenversicherung für Alte) und Medicaid (Krankenversorgung für Arme) nicht antas-ten zu wollen, die Handlungsspielräume der Regierung, also das Discretionary Non-Defenses Spending, zunehmend einschränken. Der Beitrag spricht von derzeit nur noch 15% des Gesamt-haushalts mit sogar rasch abnehmender Tendenz. Aus diesen 15% müsse Trump nun seine Pläne (etwa Infrastruktur-Investitionen oder Mauerbau) finanzieren und dies würde an derart vielen Stel-len auch die republikanischen Wähler so schmerzhaft treffen, dass mit einer Verabschiedung des Haushalts in dieser Form im republikanisch dominierten Parlament nicht zu rechnen sei. Es heißt: „Mr. Trump is bound to fail to get cuts as deep as he wants. After years of trying to limit deficits by carving up the same slice of the budget pie for spending, such big whacks will be politically un-palatable even for Republicans in Congress.”

Sie finden den Beitrag hier.

Der Chronicle of Higher Education spielt in einem Beitrag einige der Konsequenzen durch, die eine Umsetzung der von Trump geplanten Einsparungen in Höhe von $9 Mrd. im Budget des Depart-ment of Education haben würde. Es heißt: „The proposed cuts at the Education Department in-clude plans to ax several programs that aid primarily low-income and minority students, while in-creasing spending for school-choice programs in elementary and secondary education. Although the administration recommends largely preserving the existing Pell Grant program – the primary form of federal aid for needy students – it may sacrifice the possibility of year-round grants that many in Congress and higher education have called for.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Inside Higher Education warnt ebenfalls davor, den Zugang zu Hochschulbildung für Kinder ein-kommensschwächerer Familien durch die Abschaffung von Förderprogrammen weiter zu erschwe-ren. Vor allem das geplante Ende der zur Zeit noch möglichen Übertragung von Überschüssen im Pell Grant Programm auf das folgende Jahr würde dringend benötigte Mittel abziehen. Dazu zitiert der Beitrag Kritiker der Trump-Pläne mit den Worten: „By taking about a third of the program’s multi-billion-dollar surplus and cutting other college access programs, they assert, the new admin-istration would jeopardize Pell’s long-term sustainability and harm the prospects of low-income students.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Die im Haushaltsentwurf angelegte Abschaffung des National Endowment for the Humanities (NEH) und des National Endowment for the Arts (NEA) – beide im laufenden Haushalt jeweils $150 Mio. „schwer” – habe einem Beitrag im Chronicle of Higher Education zufolge eine weit über die Haushaltsrelevanz hinausgehende Bedeutung. Dazu wird die Vorsitzende der Modern Language Association, Rosemary Feal, mit den Worten zitiert: „This administration is saying we do not value the study and research in fields like history and literature. We do not value the arts. We do not val-ue educational opportunities for large swaths of Americans.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Aufbauarbeiten am Elfenbeinturm?

  Der Chronicle of Higher Education befasst sich in einem Beitrag mit den Auswirkungen des vergangenen Wahlkampfs um die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten bei den Demokraten (Hillary vs. Bernie) und des Sieges von Trump über Clinton auf die Popularität der Young Democratic Socialists an US-amerikanischen Hochschulen. Es heißt: „Campus socialist groups are on the rise. Many organizers have pointed to the election of Donald J. Trump as a reason, as well as the numerous Bernie Sanders supporters looking for a home after the U.S. senator’s failed presidential campaign.” Es gehe dabei zunächst vor allem um Auseinandersetzungen in praktischen Fragen des Alltags, Fragen, wie sie etwa in Tarifauseinandersetzungen verhandelt würden. Doch darüber hinaus gelangten auch übergeordnete, politische Themen auf die Tagesordnung: „Beyond labor issues, (..) campus socialists [at Virginia Tech] would focus on a number of campaigns, among them advocating that Virginia Tech get out of the drone-research business and calling for transparency in the campus endowment. At Oregon, the young socialists have already been petitioning against a tuition increase at state universities, among other activities.”

Sie finden den Beitrag hier.

Abrissarbeiten am Elfenbeinturm?

  MacLeans befasst sich in einem Beitrag mit den Bemühungen verschiedener kanadischer Hochschulen, sich besser in ihre jeweiligen Umgebungen zu integrieren und damit auch für verbessertes Verständnis und erhöhte Wertschätzung in der Bevölkerung für die Hochschulen zu sorgen. Die Vizepräsidentin für Hochschulbeziehungen an der University of Calgary, Diane Kenyon, wird dazu mit den Worten zitiert: „There is a fundamental shift in universities across North America from the ivory tower to the public square. There are no walls and no barriers between the university and its community.”
Eine auf sieben Jahre angelegte und mit Mitteln des kanadischen Social Sciences and Humanities Research Council (SSHRC) finanzierte Untersuchung solle noch bis 2019 landesweit Umfang und Nachhaltigkeit dieser Bemühungen zusammentragen. Bereits nach Vermessung von 25% des Ge-biets lägen sehr ermutigende Ergebnisse vor, etwa eines an der University of Toronton (UofT), wo man verstanden habe, dass Hochschulentwicklung einer Universtität inmitten einer Großstadt vor allem auch Stadtentwicklung sei. Meric Gertler, Präsident der UofT und sehr offen im Umgang des in der Vergangenheit gelegentlich sehr eisigen Verhältnisses der Hochule mit der Stadt, wird dazu mit den Worten zitiert: „Everything we do using our intellectual resources and our energy from our students and faculty to make Toronto a better place ends up helping us. When we go to recruit fac-ulty from across Canada and around the world or when we go out to recruit students from across Canada and around the world, Toronto is a big part of our offer.”

Sie finden den Beitrag hier.

Kurznachrichten

  In einem Beitrag auf Inside Higher Education beklagt Derrik Karst, dass fast 70% der in China erfolgreichsten US-amerikanischen Hochschulen Teile ihrer Informationsangebote nicht an der staatlichen Zensur („The Great Fire Wall of China”) vorbei bekämen. Es heißt: „Of the top-25 universities in America enrolling the most international students, 68 percent had admissions content that was blocked in China. While some schools were missing secondary content, such as student interviews or campus photos, other schools had entire admissions pages that were inaccessible.” Damit stünden US-amerikanische Einrichtungen allerdings noch vergleichsweise gut da. Hochschulen aus Kanada würden in 80% der Fälle behindert, Hochschulen aus Australien in 87% der Fälle und bei Hochschulen aus dem Vereinigten Königreich waren es sogar 90%.

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Das University of Ontario Institute of Technology (UOIT) meldet die Unterzeichnung von Kooperati-onsvereinbarungen mit drei europäischen Hochschulen, darunter die TU Braunschweig und die Hochschule Augsburg. Es heißt: „Each institution in these agreements enjoys a similar profile to the University of Ontario Institute of Technology in terms of enrolment, programming, research portfolios, local industrial base and proximity to a major city. All three agreements support bilat-eral exchanges of students and faculty members.”

Sie finden die Meldung hier.

Der Chronicle of Higher Education berichtet von den Bemühungen des U.S. Department of Home-land Security, 10.000 neue Stellen bei der Immigrationsbehörde und 5.000 neue Stellen beim Grenzschutz zu besetzen. Es heißt: „Last year the agency conducted more than 1,000 recruitment events at colleges and universities, he said, and is on track to reach at least the same number this year.” Immerhin werde bei den Besuchen deutlich gemacht, dass es dabei um die Anwerbung neuer Beamter ginge, nicht um eine Kontrolle des Aufenthaltsstatus einzelner Studierender.

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Das Edmonton Journal berichtet über Bemühungen der University of Alberta (UofA), ihre internati-onalen Studierenden auch aus anderen Ländern als China zu rekrutieren. Es heißt vor dem Hinter-grund der Tatsachen, dass zum einen internationale Studierende für fast 30% der Einnahmen aus Studiengebühren für Undergraduates verantwortlich seien und dass 75% der gut 4.100 an der UofA eingeschriebenen internationalen Studierenden aus China kämen: „Being that student tuition is the second largest contributor to the overall university budget, behind the Campus Alberta Grant from the provincial government, such lack of diversity is a financial risk the university needs to avoid, said Britta Baron, vice-provost and associate vice-president of international programs.”

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