Ausgabe ___ | March 29 2017
8. Januar 2018
Nordamerika Nachrichten
Dieser Newsletter informiert deutschsprachige Leser über aktuelle Entwicklungen und Trends im Hochschulwesen der USA und Kanada.
Themen dieser Woche:

  • The Perfect Storm: Überlagerung verschiedener negativer Tendenzen in der US-Hochschullandschaft
  • University Affairs blickt zurück auf die wichtigsten Themen kanadischer Hochschulen in 2017
  • Study Abroad Canada will die Schwelle für den Weg internationaler Studierender nach Kanada senken
  • Kurznachrichten
Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit einer Überlagerung verschiedener negativer Tendenzen in der US-Hochschullandschaft und mit einem Rückblick von University Affairs auf die wichtigsten Themen kanadischer Hochschulen im vergangenen Jahr. Wir werfen zudem einen Blick auf eine Übereinkunft zwischen Study Abroad Canada und dem New Brunswick Community College zur Förderung der internationalen Attraktivität des Studienstanorts Kanada und schließlich auf verschiedene Kurznachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt
The Perfect Storm: Überlagerung verschiedener negativer Tendenzen in der US-Hochschullandschaft
Die New York Times fasste vergangene Woche noch einmal verschiedene Entwicklungen zusammen, die sich bei zahlreichen Hochschulen in den USA überlagerten und zu einer Situation geführt hätten, in der Moody’s Investors Service die ökonomische Prognose jüngst von „stabil” zu „negativ” geändert habe.
Anlass des Beitrags ist das Abflachen der Wachstumskurve für internationale Studierende in den USA, deren Zahl im vergangenen Jahr noch 1 Mio. überschritten hat und deren ökonomischer Nutzen für die US-amerikanische Volkswirtschaft auf zuletzt $39 Mrd. geschätzt wurde. Es heißt: „International enrollment began to flatten in 2016, partly because of changing conditions abroad and the increasing lure of schools in Canada, Australia and other English-speaking countries.”

Durch die Politik der Trump-Administration seien die Bedingungen eher noch schlechter geworden, so dass man mittel- und langfristig von einem geringer werdenden Anteil der USA am derzeit noch wachsenden Markt internationaler Studierender ausgehen müsse.

Diese Entwicklung träfe Hochschulen besonders hart, deren Budget auf der einen Seite überdurchschnittlich stark auf den Deckungsbeitrag vollzahlender Studierender (dazu gehören vor allem internationale Studierende) angewiesen sind, die auf der anderen Seite aber nicht zu den an allererster Stelle genannten Zielen für mobile Studierende gehören. Hochschulen wie etwa die University of Central Missouri, deren Zahl internationaler Studierender innerhalb eines Jahres von 1500 auf 944 abgesunken sei und deren Provost mit den Worten zitiert wird: „As you lose those students, then the tuition revenue is negatively impacted as well. We’ve had to make some decisions, budgetary decisions, to adjust.” Entsprechend der Einbußen bei den Einnahmen in Höhe von $14 Mio. hätten Angebote zusammengestrichen und Investitionen aufgeschoben werden müssen, was wiederum der Anziehungskraft der Hochschule nicht zuträglich sei.

Die jüngsten Entwicklungstendenzen der Zahl internationaler Studierender gäben darüber hinaus Anlass zu wachsender Sorge. Es heißt: „Nationwide, the number of new foreign students declined an average of 7 percent this past fall, according to preliminary figures from a survey of 500 colleges by the Institute of International Education. Nearly half of the campuses surveyed reported declines.”

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Ein Beitrag auf Inside Higher Education wertet jüngste Zahlen des National Student Clearinghouse zur Entwicklung der Kohorten US-amerikanischer Studierender an den Hochschulen des Landes aus und schreibt: „Overall college enrollments in the U.S. have declined for a sixth straight year (…). The 1 percent decline this fall was due to undergraduate enrollments, which fell by nearly 224,000 students, or 1.4 percent. Graduate and professional programs were up by 24,000 students, according to the center, which tracks 97 percent of students who attend degree-granting institutions that are eligible to receive federal financial aid.” Der Rückgang sei zwar überwiegend einem gesunkenen Studieninteresse in der Bevölkerungsgruppe jenseits des traditionellen College-Alters zuzuschreiben (also auch ein Ergebnis der deutlich verbesserten Arbeitsmarktbedingungen), doch auch bei den Jungen seien die Zahlen rückläufig. Die mittelfristige Prognose von Doug Shapiro, dem Leiter der Forschungsabteilung im Clearinghouse, ist darum eher skeptisch. Er wird mit den Worten zitiert: „This [Rückgang der Studierendenzahlen bei traditionellen Studierenden um 1%] suggests further declines to come over all in the years ahead, which will continue to present planning challenges for institutions and policy makers seeking to adapt to new economic and demographic realities.”

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Ein Beitrag im Chronicle of Higher Education beschreibt schließlich, wie im Wettbewerb um die kleiner werdende Gruppe nationaler Studienanfänger und die zumindestens bis auf Weiteres nicht mehr größer werdende Gruppe internationaler Studierender in den USA die Hochschulen bisweilen zu Mitteln greifen, die ihre finanzielle Stabilität in Zeiten gefährden könnte, in denen die Grundfinanzierung seitens der Bundesstaaten alles andere als auskömmlich geworden sei. Es heißt: „Few state universities these days can afford to turn down additional tuition dollars, but the University of Illinois system is planning to do just that. Last week Timothy L. Killeen, president of the system, proposed extending for another year an in-state tuition freeze that has been in effect for the three-campus system since the fall of 2014. In a written statement, Mr. Killeen said that the freeze was intended to ‘help keep doors of opportunity open for Illinois students and hold down costs to keep them here at home to study.’ The latter half of that equation may be especially important after a prolonged state-budget standoff contributed to an enrollment drop that persisted last fall at many of the state’s public colleges and universities.”

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University Affairs blickt zurück auf die wichtigsten Themen kanadischer Hochschulen in 2017
Ende vergangenen Jahres trug University Affairs in einem Beitrag noch einmal die Themen zusammen, die die Leser der hochschulpolitischen Fachpresse in Kanada am meisten bewegten. Am häufigsten gelesen worden seien demnach drei Beiträge, einer zum Thema „rise of the predatory publishing industry”, ein weiterer zu Zeitmanagement in akademischen Berufen und schließlich einer zur fließenden Grenze zwischen erlaubtem Nachbessern und dem Verstoß gegen akademische Standards. Der erste Beitrag hob auf eine Auswirkung des Verlusts der Monopolstellung etablierter wissenschaftlicher Verlage durch das Aufkommen von Open Access Journalen ab, in dessen Folge auch zahlreiche „Publisher” ohne weitere redaktionelle Betreuung gegen überschaubare Gebühren (zwischen $200 und $300) die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Papers versprechen. Es heißt: „Predatory and mediocre journals are based on the model of open access publishing in which authors pay fees to have their work published online. However, unlike legitimate journals, they bombard academics with spam emails, accept almost all submissions and overstate the rigour of their peer-review processes. They also often conveniently neglect to mention publication fees until late in the process.”

Zu einem der am häufigsten weitergeleiteten Beiträge gehörte ein Quiz zu „50 little-known facts about Canadian universities”, das University Affairs zur Feier des 150. Geburtstags von Kanada zusammengestellt hatte, eine wahre Fundgrube für Redenschreiber oder Gesprächseröffnungen beim Besuch kanadischer Hochschulen. So gilt zum Beispiel als der „greatest Canadian of all time” nicht etwa Wayne Gretzky oder ein anderer Eishockeyspieler, sondern Tommy Douglas, Alumnus der Brandon University in Manitoba und „Vater” des öffentlichen Gesundheitssystems in Kanada.

Die in Toronto beheimatete York University ist nicht nur eine der bedeutendsten kanadischen Hochschulen, sondern hat Landbesitz im tropischen Costa Rica, wo sie auf 145 Hektar Forschung an regenwaldlichen Themen betreibt. Ein Fünftel des Gehirns von Albert Einstein befindet sich in 14 Scheiben geschnitten im Besitz der McMaster University in Hamilton, Ontario und zwischen den Gebäuden auf dem Hauptcampus der University of Alberta in Edmonton sorgt ein 21 Kilometer langes Tunnelsystem für Verbindungswege abseits des Tageslichts. Zur einzig in Kanada noch verbliebenen Hochschule nur für Frauen heißt es: „Brescia University College (…) was founded in 1919 by the Ursuline Sisters of Chatham, Ontario”, Wilfrid Laurier University ist die einzige nach einem kanadischen Premierminister benannte Universität und die sich historisch auf das 1663 gegründete Séminaire de Québec beziehende Université Laval ist die „oldest institution of higher learning in Canada, and the first North American institution to offer higher education in French.”

Gegen Ende der Liste gibt es dann aber doch die Brücke zwischen Akademia und Eishockey: „Students from McGill University founded the world’s first organized hockey club and played their first game on January 31, 1877. That first contest was a challenge game played between McGill and the ‘Victorias’ – an amalgamation of members of Montreal’s old Victoria Skating Rink, bolstered with players from the Montreal Lacrosse Club and the Montreal Football Club. The historic game, played at the Victoria Rink, ended in a 2-1 victory for McGill.”

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Study Abroad Canada will die Schwelle für den Weg internationaler Studierender nach Kanada senken
Das New Brunswick Community College (NBCC) meldet die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) mit Study Abroad Canada zur Senkung der Schwelle für internationale Studierende (in erster Linie aus China) auf ihrem Weg zu einem Studium in Kanada. Gegenstand der Vereinbarung sind der Meldung zufolge unter anderem die Fokussierung auf einen „English for Academic Purposes pathway”, mit dem die Sprachkompetenz möglicher internationaler Studienbewerber den Erfordernissen eines Studiums angepasst und gefördert werden solle, eine Hilfestellung bei der Vermarktung von Programmen des NBCC im Ausland und „exchange opportunities for faculty and learners”. Xuan (Frank) Zhou wird als Chef des Aufsichtsrats von Study Abroad Canada zum beiderseitigen Nutzen der Vereinbarung mit den Worten zitiert: „Study Abroad Canada (SAC), an affiliated school of Sunrise Group, is dedicated to introducing and bringing Canada’s greatest education to emerging markets in the world. This collaboration will leverage resources from SAC and NBCC in various sectors to capitalize on huge potential and maintain a mutually beneficial relationship in order to achieve shared goals.”

Interessant scheint hier aus deutscher Perspektive zu sein, dass mit dem 1994 gegründeten Study Abroad Canada Language Institute eine Art kanadisches Goethe-Institut aktiv und ünterstützend in das internationale Marketing kanadischer Hochschulen bei Einrichtungen eingreift, die, wie das NBCC, eher berufsbezogen ausbilden. Es heißt: „As a world-famous language school (…) [the Study Abroad Canada Language Institute] is dedicated to the educational goals of students from around the world. They have partnerships with some of the highest-ranked post-secondary education institutions in Canada, as well as provincial and federal governments.”

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Kurznachrichten
Der Chronicle of Higher Education zitiert in einem Beitrag eine Untersuchung von zwei Ökonomen der Princeton University zum Zusammenhang zwischen Bildung auf der einen Seite und gesunder Lebensführung und entsprechend hoher Lebenserwartung auf der anderen. Das Ergebnis: „Men and women who haven’t been to college live shorter, less healthy lives, and are losing ground compared with college graduates.” In einem Interview werden die beiden Autoren der Untersuchung befragt, ob dieser Zusammenhang auch über den nur wenig überraschenden Aspekt hinaus Relevanz habe, dass höhere Bildung zu höheren Einkommen und höhere Einkommen eine gesündere Lebensführung nach sich ziehe. Die Antwort enthält einen Hinweis auf eine besonders betroffene Gruppe: „In a word, yes. For decades, life expectancy for Americans has been improving, thanks to advancements in technology and medical care. Before 1999, middle-age mortality rates were declining by about 2 percent a year. But suddenly, starting in the late 1990s, rates of morbidity and mortality – in other words, of sickness and death – began to increase for white men and women between the ages of 45 and 54 who did not have a college degree.”

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Inside Higher Education zitiert jüngste Zahlen des National Student Clearinghouse zu von Studierenden in den USA online absolvierten Kursen und schreibt: „New federal data show continued growth in online course taking in 2016, even as overall college enrollments were flat or falling. Big gainers: Western Governors and Arizona State. Big losers: the big for-profits.” Von den 20,5 Mio. Studierenden im Herbst 2016 hätten danach 31% (gegenüber 25% im Jahr 2012) wenigstens einen Online-Kurs belegt gehabt, 14,5% seien vollständig online eingeschrieben gewesen (gegenüber 11,2% in 2012) und 16% hätten einen nennenswerten Anteill ihres Studiums online absolviert (13,5% in 2012).

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Das American Institute of Physics (AIP) meldet Fortschritte bei der Verabschiedung eines von beiden Parteien gleichermaßen getragenen Gesetzesvorhabens zur Förderung von Fächern im Bereich Science, Technology, Engineering and Math (STEM). Es heißt: „The ‘STEM Research and Education Effectiveness and Transparency Act,’ passed on a vote of 376 to 9. It would require the National Science Foundation to collect and analyze data on federal research and education programs aimed at broadening participation in STEM fields.”

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Inside Higher Education meldet eine Initiative im US-Bundesstaat Kansas, mit der man zum einen den Fachkräftemangel in ländlichen Regionen beheben möchte, zum anderen Arbeitgeber verstärkt an den Kosten der Ausbildung von Fachkräften beteiligen. Es heißt: „Most of the counties in Kansas are offering to pay off up to 20 percent (or up to $15,000 over five years) of the student debt of new residents who hold college degrees (…). To qualify for the recruitment perk, which the Kansas Department of Commerce is administering to help give a boost to rural areas, applicants must have an employer or county ‘sponsor’ that agrees to match half of the repayment. So far 58 employers are participating.”

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Dr. Nina Lemmens
Stefan Altevogt, Katrin Kempiners, Redaktion

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