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DAAD Nordamerika Nachrichten
11. Dezember 2016

 Die Themen dieser Woche:
  Knocking at the College Door: Zahlen zur demografischen Entwicklung
  Jüngste Zahlen zu Studierendenvisa in den USA und Ausblick
  Entwicklung des akadamischen Arbeitsmarkts
  Kurznachrichten
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe befassen wir uns mit jüngsten Zahlen zur demografischen Entwicklung im Hinblick auf die Zahl der Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung in den USA und mit einem Ausblick auf eine mögliche Entwicklung in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund jüngster Zahlen zu Studierendenvisa und dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA. Wir werfen zudem einen Blick auf die Entwicklung der Promotionszahlen in den USA, im Zusammenhang damit die Entwicklung des akademischen Arbeitsmarkts und schließlich auf verschiedene Kur-znachrichten der Woche.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine interessante Lektüre.

Stefan Altevogt

Knocking at the College Door: Zahlen zur demografischen Entwicklung

  In dieser Woche sind von der Western Interstate Commission for Higher Education (WICHE) als neunte Ausgabe von „Knocking at the College Door” die neuesten Projektionen zur Entwicklung der Studierendenzahlen bis in das Jahr 2032 vorgelegt worden. Gemessen an 2013, in dem es 3,466 Mio. Absolventen an US-amerikanischen Oberschulen und somit potienzielle Studienanfänger gab, würden die Zahlen insgesamt bis 2024 mit einigen kleineren Schwankungen auf dem Niveau stabil bleiben, bei 3,561 Mio. gipfeln und dann bis 2032 auf unter 3,3 Mio. vergleichsweise steil abzufallen.
Überdurchschnittlich stark, von zuletzt über 300.000 auf dann 220.000, würde bis Anfang der 2030er Jahre die Zahl derjenigen zurückgehen, die an einer privaten Oberschule ihren Abschluss machten, so dass der Anteil der privaten Oberschulen an den Kohorten künftiger Hochschulberechtigten im nationalen Durchschnitt von derzeit 10% auf dann 7% abgesunken sein werde.
Die Entwicklung werde regional sehr unterschiedlich verlaufen, angefangen von kontinuierlichen Zuwächsen im Süden, wo man am Ende des Betrachtungszeitraums 43% aller High School Graduates des Landes finden wird, bis hin zum relativen Beteutungsverlust des Nordostens, wo dann nur noch 16% der High School Graduates zu finden sein werden. 28% aller Absolventen sollen dann im Westen zu finden sein (derzeit sind es 25%) und 19% im Mittleren Westen (derzeit 22%).
In der demografischen Zusammensetzung der künftigen Kohorten von Hochschulberechtigten werde es schließlich die wichtigsten Veränderungen geben, denn: „The pending national plateau is largely fueled by a decline in the White student population and counterbalanced by growth in the number of non-White public school graduates – Hispanics and Asian/Pacific Islanders in particu-lar.” Die Anzahl der Weißen mit Hochschulzugangsberechtigung werde bis 2030 um 14% und die der Afroamerikaner um 6% zurückgegangen, die Zahl der Hispanics dagegen um 50% gewachsen sein.

Sie finden die Auswertung der Zahlen hier.

Der Chronicle of Higher Education macht in seinem Beitrag zu den Zahlen am Beispiel von Penn-sylvania klar, dass sich der Wettbewerb um die künftigen Studierenden in den Regionen besonders verschärfen wird, in denen künftig erheblich weniger Menschen ein High School Diploma machen werden. Es heißt: „Over the next 15 years, the number of high-school graduates in Pennsylvania is expected to fall steadily to 132,000, down from 150,000 in 2009-10. With fewer prospects to go around, the already-fierce competition for students will surely intensify.” Doch selbst die nach Bundesstaaten aufgelösten Zahlen würden an manchen Orten noch dramatischere Zahlen über-decken, wie etwa der Vergleich des Chester County unweit von Philadelphia (+19%) mit dem Clari-on County im Westen des Bundesstaats (-23%) verdeutliche. Entsprechend dringend seien Anpas-sungsstrategien: „Campus leaders are embracing an array of strategies to shore up enrollment. As the needs of their communities evolve, two-year colleges are stepping up outreach to underserved populations and revamping course offerings for working adults short on time and money. And as the supply of high-school graduates in many areas drops, four-year colleges are recruiting farther afield and tapping other markets – transfer students, adult learners, and online programs.”

Sie finden den Beitrag hier.

Jüngste Zahlen zu Studierendenvisa in den USA und Ausblick

  Inside Higher Education meldet mit Bezug auf einen neuen Bericht zur Vergabe von Studierendenvisa, dass die Zahlen der internationalen Studierenden aus Saudi-Arabien in den USA im laufenden Jahr um fast 20% gegenüber dem Vorjahr gefallen sei. Es heißt aber zur Entwicklung insgesamt: „Despite the drop in the number of Saudi students, the Homeland Security data show that the overall number of international students on F or M visas – for academic or vocational study – increased 2.9 percent from November 2015 to November 2016, to an all-time high of 1.23 million. An additional 198,217 foreign nationals are in the U.S. on J-1 exchange visas, a decrease of 1.8 percent from last fall.”

Sie finden die Meldung hier.

Sie finden die Zahlen hier.

Kanadische Hochschulen, so ein Beitrag im Edmonton Journal, bereiteten sich infolge der jüng-sten Präsidentschaftswahlen in den USA unterdessen auf ein steigendes Interesse von internatio-nalen Studierenden und von Studierenden aus den USA an kanadischen Bildungsangeboten vor. Der Beitrag zitiert die Vizepräsidentin für internationale Angelegenheiten der University of Alberta, Britta Baron, mit dem Argument, dass in der internationalen Wahrnehmung die USA nach dem Wahlsieg Trumps ähnlich abweisend gegenüber internationalem Austausch geworden sei wie un-mittelbar nach dem 11. September 2001. Trump habe im Wahlkampf sowohl Expertenvisa (H1B), als auch die für Praktika relevanten J1 Visa scharf kritisiert und so zu einer veränderten Wahrnehmung beigetragen. Nach dem Brexit hätten ebenfalls die üblichen Magneten für interna-tionale Studierende in England an Attraktivität eingebüßt, was gemeinsam mit der jüngsten US-Wahl eine Chance für Kanada biete: „There is tons of evidence that U.S. and the U.K. are losing attractiveness for international students. [Because] there is the general political message of ‘we don’t want those bloody foreigners‘, from both Brexit and Trump camps.”

Sie finden den Beitrag hier.

In einem Beitrag für die Times Higher Education wird der Präsident der University of Toronto, Mer-ic Gertler, zu diesem transatlantischen Zusammenhang mit den Worten zitiert: „There’s no ques-tion that with the kind of uncertainty that Brexit has triggered and also with the political climate south of the border in the US and the kind of election campaign [there] over the last...months, Can-ada has certainly emerged as a place of stability, of openness, of inclusiveness.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Entwicklung des akadamischen Arbeitsmarkts

  Die Auswertung des jüngsten Survey of Earned Doctorates habe einem Beitrag im Chronicle of Higher Education zufolge ergeben, dass die beruflichen Aussichten Promovierter in den USA seit der „Great Recession” deutlich gelitten hätten. Habe vor 2008 der Anteil derjenigen, die unmittelbar nach der Promotion noch keine Postdoc-Pläne bzw. eine berufliche Anstellung gehabt hätten, unter 31% gelegen, so seien es zuletzt 38% gewesen. Dies schrecke allerdings nicht vor Promotionen ab: „Despite the weak job market, the number of doctorates awarded by American institutions rose for the fifth straight year, reaching an all-time high of more than 55,000. Among the fields with the fastest growth were political science, sociology, and education.” Zum leichten Rückgang des Anteils internationaler Studierender an den PhDs heißt es „The share of 2015 doctorate recipients who were U.S. citizens or permanent residents stood at about 64 percent, nearly a percentage point higher than the year before.”

Sie finden den Beitrag hier.

In weit größerem Umfang als zum Beispiel in Deutschland sind Promotionen in den USA derzeit noch als ein erster Schritt einer forschungsbezogenen, akad-emischen Karriere gemeint, Karrieren, die sich nur noch in einem kleinen Teil einer sehr stark stratifizierten Hochschullandschaft realisieren lassen. Für den weit überwiegenden Teil der Landschaft gilt mittlerweile der Satz aus einer im Sommer unter dem Titel „The Horrifying Reality of the Academic Job Market” veröffentlichten Sammlung von Beispielen aus der Welt der Lehrbeauftragten (Adjunct Professors): „Adjunct professors have the honor of being the most highly educated workers who are paid poverty wages.”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Doch selbst wenn es der Nachwuchs auf den Tenure Track schaffe, seien dort die Aussichten, tatsächlich entfristet zu werden, mittlerweile stark abgesunken. In einem Beitrag für Inside Higher Education fordert die an der University of Massa-chusetts in Boston derzeit promovierende Jamie J. Hagen, dass die schlechten Aussichten an Hochschulen offen zur Sprache kommen müssten: „Tenure-track faculty must recognize openly that as the system stands, tenure is not a possibil-ity for most Ph.D.s, regardless of merit or method.” Dies sei bereits 2013 der Ten-or eines Beitrags in der Zeitschrift Foreign Policy gewesen, dessen Einsicht gewesen sei: Die Chancen auf Tenure (vor allen Dingen in geistes- und sozi-alwissenschaftlichen Fächern) sind ohnehin schon sehr schlecht. Sie tendieren gegen Null, wenn man seinen Abschluss nicht an einer der Top-20 Hochschulen des Landes gemacht hat.

Sie finden diesen Beitrag hier.

Den Beitrag aus Foreign Policy finden Sie hier.

Kurznachrichten

  Der Chronicle of Higher Education liefert die jüngsten Zahlen zu den Einkommen von Spitzenkräften an privaten Colleges des Landes und schreibt: „A total of 39 leaders of private colleges earned more than $1 million during the 2014 calendar year.” Die Einkommen von Präsidenten privater Colleges mit einem voll abgeleisteten Dienstjahr hätten 2014 durchschnittlich bei $513K gelegen, ein Plus von 8,6% gegenüber dem Vorjahr. Die Spitzengruppe bei den Verdienern und die entsprechenden Einrichtungen: „Jack P. Varsalona, president of Wilmington University, in Delaware, led the field in 2014 with a total compensation package of more than $5.4 million. Mark S. Wrighton, of Washington University in St. Louis, and R. Gerald Turner, of Southern Methodist University, were the next-highest earners.” Der Einkommensdurchschnitt für Präsidenten öffentlicher Hochschulen mit einem vollen Amtsjahr habe zuletzt bei $468K gelegen, ein Plus von 6,1% gegenüber dem Vorjahr.

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Inside Higher Education berichtet über ein Stipendienprogramm der in Kanada ansässigen und mit Mitteln des gleichnamigen Kreditkartenunternehmens gegründeten MasterCard Foundation und schreibt: „As of August of this year, the Toronto-based MasterCard Foundation – an independent, private foundation founded with a gift of shares when the credit card company of the same name went public in 2006 – had awarded scholarships to a total of 19,338 students. The vast majority of scholarship recipients so far – 16,677, or about 86 percent – study at the high school level through one of the foundation’s nongovernmental organization partners in Ethiopia, Ghana, Kenya, Rwanda and Uganda.” Vor dem Hintergrund, dass nach jüngsten Zahlen des Institute of International Education derzeit nur 3,4% aller internationalen Studierenden in den USA aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara kämen, sei das Stipendienprogramm eine wichtige Maßnahme im Hinblick auf die Entwicklung der „Pipeline”.

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Die New York Times wirft einen Blick auf die derzeit wohl nachlassende Wir-kungsmacht der Erwähnung von Harvard University als Alma Mater. Eine Anzahl von negativen Schlagzeilen habe Harvard in den vergangenen Monaten in schlechtem Licht erscheinen lassen und jetzt müsse auch noch ein Trump-Trauma verarbeitet werden: „Stephen K. Bannon, Donald J. Trump’s chief strat-egist and the former executive chair of Breitbart News, is a 1985 graduate of Har-vard Business School. (...) Mr. Trump’s son-in-law, Jared Kushner, received ac-ceptance to Harvard despite an unremarkable academic record, possibly thanks to his father’s donation of $2.5 million. (A spokeswoman for Mr. Kushner denied the allegation, noting that Mr. Kushner graduated with honors. (...) in a climate of rampant grade inflation, so did about 90 percent of Mr. Kushner’s graduating class of 2003.)”

Sie finden diesen Beitrag hier.

Der Ottawa Citizen meldet eine Auswertung der Nutzerdaten der Ottawa Food Bank und schreibt: „The new data show 26 per cent of food bank users have post-secondary education, including everything from trade accreditations to post-graduate degrees.” Hun-ger sei offenbar nicht nur auf Obdachlose und Sozialhilfeempfänger beschränkt und der Leiter der Foodbank wird mit den Worten zitiert: „It is all around us and largely invisible. It could be someone you work with or your neighbour.”

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